Zählung ergab: Die Ziesel übersiedeln nicht
Von Bernhard Ichner
„Die Zahl der Ziesel auf der Projektfläche hat definitiv nicht abgenommen“, sagt Ilse Hoffmann von der Uni Wien. Die Biologin bestätigt damit einen aktuellen Bericht der EU-Kommission über die Population der streng geschützten Nager beim Stammersdorfer Heeresspital – wo zirka 200 Tiere seit Jahren die Errichtung von rund 950 Wohnungen verzögern. Beim Bauträger Kabelwerk rechnete man bis zuletzt mit einem Baubeginn 2016.
Wie berichtet, hängt das Okay der Umweltschutzabteilung MA22 allerdings davon ab, ob sich die Mehrheit der Ziesel vom Baugrund auf sogenannte Ausgleichsflächen am anderen Ufer des Marchfeldkanals übersiedeln lässt. Um die Tiere „sanft umzulenken“ baute man um 70.000 Euro eine Grünbrücke über den Kanal.
Mit fragwürdigem Erfolg, wie es aussieht. Denn obwohl der Bauträger auf einem Teil der Projektfläche das Gras wild wuchern ließ, um das Gelände für die etwa 20 Zentimeter großen Nager so unwirtlich wie möglich zu gestalten, scheinen sich die Ziesel auf dem Baugrund wohl zu fühlen.
Anzahl stagniert
Seit 2014 habe sich dort der Bestand kaum verändert, antwortet die EU-Kommission nach eingehender Prüfung auf eine Anfrage der grünen EU-Abgeordneten Monika Vana. „Hier leben etwa zehn Mal so viele Ziesel wie auf der Ausgleichsfläche“, erklärt Hoffmann, die das Bauprojekt ökologisch begleitet. Ende 2015 habe die Zahl samt Jungtieren etwa 260 betragen. Ob die Brücke irgendeinen Sinn erfülle, habe sich bisher nicht messen lassen.
"Böse Zungen könnten behaupten, die Ziesel seien in die falsche Richtung über die Brücke gezogen", kommentiert man bei der örtlichen Bürgerinitiative zum Schutz von Ziesel, Feldhamster und Co., IGL Marchfeldkanal, den Bericht der EU-Kommission.