Wilhelminenberg: Der Verfall der Villa Aurora
Auf den ersten Blick schaut sie gar nicht so schlimm aus, die Villa Aurora auf dem Wilhelminenberg in Ottakring.
Noch immer erstrahlt sie in dem saftigem Gelb, in dem sie die Wienerinnen und Wiener kennen. Bei genauere Betrachtung zeigt sich aber: Die Glanzzeiten des beliebten Ausflugslokals sind vorbei.
Ein Baum ist umgestürzt und liegt nun auf dem Stiegenaufgang. Auf dem Zaun hängt nur noch die Hälfte des einstigen Werbeschilds.
Die andere liegt ein paar Meter zwischen altem Geäst. Im Garten wuchern Unkraut und Sträucher.
Erste Spekulationen
Seit 2019 ist die Villa Aurora unbewirtschaftet. Erste Gerüchte über die Schließung des Gasthauses machten sich im Februar vergangenen Jahres breit.
Noch zu Anfang wurde dies aber vom damaligen Inhaber Friedrich Falkner dementiert. Lediglich eine Renovierung des Anwesens sei ab Mai geplant gewesen (Falkner hat auch schon den Salettl-Pavillon in Döbling und das Concordiaschlössl in Simmering renoviert).
Seit März des Vorjahres ist die Villa Aurora nun endgültig geschlossen – ein herber Schlag für viele Wienerinnen und Wiener.
Stillstand
Denn die Villa Aurora war seit jeher beliebt – zum Einkehren nach einem längeren Spaziergang oder zum Feiern.
Die skurrilen Schnitzelvariationen waren stadtbekannt: In der Aurora servierte man nicht nur ordinäres Cordon Bleu, sondern Cordon Rouge (ein Cordon Bleu ohne Panier), man konnte Schnitzelschmarren bestellen (und bekam einen Haufen kleiner, panierter Schnitzel) oder „venezianische Schnitzelplätzchen“.
Im Sommer war das Lokal beliebt für Hochzeiten, im Winter konnte man dort eislaufen – auf dem hauseigenen Natureislaufplatz.
Doch seit der Schließung im März ist die Villa zu. Sie hat nicht – wie erhofft – nur eine Pause eingelegt, um später wieder aufzusperren.
Aussicht im Angebot
Gewendet hat sich das Blatt im Juni 2019. Da dürften erste Verkaufsgespräche mit Interessenten stattgefunden haben.
Wie der KURIER erfuhr, hat in der Zwischenzeit ein Immobilientreuhänder die Villa gekauft. Auf deren Website steht sie nun wieder zum Verkauf, samt dem Areal rundherum (Gesamtfläche 5.169 Quadratmeter).
Geworben wird mit der „atemberaubend schönen Aussicht über Wien“, die sie südseitig bietet.
Naturschutz
Im Gegensatz zum Sommerhaus, das seit 1986 auf dem Areal steht, hat die Villa historische Bedeutung: Sie stammt aus dem Jahr 1785 und wurde vom Architekten Isidore Canevale entworfen.
Canevale hat auch das Lusthaus im Prater und das Josephinum in der Währinger Straße geplant.
Seit die Villa Aurora geschlossen ist, gibt es immer wieder Gerüchte über einen möglichen bevorstehenden Abriss.
Besitzer Falkner hat das aber immer wieder ausgeschlossen – mit der Begründung, dass ein Neubau im Wald- und Wiesengürtel im Naturschutzgebiet nicht möglich sei.
Wie es nun tatsächlich mit der Villa Aurora weitergehen soll, ist ungewiss.
Ein Abriss wäre laut der Novelle der Bauordnung nur nach einer Prüfung erlaubt – weil das Haus vor 1945 errichtet worden ist.
Vom Immobilientreuhänder, auf dessen Website die Villa angeboten wird, war am Mittwoch keine Stellungnahme zu bekommen.
Auch Vorbesitzer Friedrich Falkner war für den KURIER nicht erreichbar.
Von Theresa-Marie Stütz