Wiener U5-Bauarbeiten starten im Jänner
Das U-Bahn-Ausbauprojekt U2/U5 verzögert sich: Wie bereits kolportiert, wird sich die Inbetriebnahme der ersten U5-Ausbaustufe bis zum Frankhplatz um ein Jahr auf 2026 nach hinten schieben. Das bedeutet auch, dass der Start der verlängerten U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz nicht 2027, sondern erst 2028 erfolgen kann. Das bestätigte der nun auch für die Öffis zuständige Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) am Donnerstag in einer Pressekonferenz.
Für das Megaprojekt nannte Hanke heute Kosten in der Größenordnung von rund 2,1 Mrd. Euro. Baubeginn ist für den 11. Jänner geplant - und zwar im Bereich Rathaus und der späteren ersten U5-Endstelle Frankhplatz beim Alten AKH.
U2 ab Mai zwei Jahre gesperrt
Die Umrüstung der bestehenden U2-Teilstrecke zwischen Karlsplatz und Schottentor, die künftig von der vollautomatischen U5 bedient wird, macht außerdem eine Sperre der lila Linie ab Ende Mai 2021 für ganze 26 Monate notwendig. Die U2 fährt in diesem Zeitraum nur zwischen Seestadt und Schottentor.
Für den vollautomatischen Betrieb braucht es spezielle technische Voraussetzungen, auch die Stationen werden mit Bahnsteigtüren ausgestattet. Da die türkise Linie zwischen Karlsplatz und Rathaus auf der jetzigen U2-Strecke unterwegs sein wird, muss diese auf Vordermann gebracht werden. Dafür ist eine 26-monatige Sperre nötig, die Ende Mai 2021 beginnt.
Ersatz-Bim wird eingerichtet
Steinbauer sagte, für Fahrgäste wird es eine eigene zusätzliche Bim-Linie (U2Z) am Ring geben, die zwischen Karlsplatz und Schottenring pendeln wird. Die bestehenden Ring-Straßenbahnen könnten zusätzlich verstärkt werden.
Der Baustart für die künftige U5-Trasse bzw. den Umbau der jetzigen U2-Haltestelle Rathaus in eine U2/U5-Knotenstation zieht jahrelange Auswirkungen für den Fließverkehr an der Oberfläche mit sich. Konkret betrifft das vorrangig den dort befindlichen Abschnitt der Zweierlinie in Richtung Alsergrund. Autofahrer werden ab 11. Jänner ab der Felderstraße über die Ebendorfer Straße und die Frankhgasse umgeleitet, teilte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer mit.
Straßenbahnen fahren weiter
Die Durchfahrt zwischen Alser Straße und Universitätsstraße ist nicht mehr möglich. Richtung Karlsplatz kann die Zweierlinie bzw. die Landesgerichtsstraße weiterhin befahren werden. Die Straßenbahnlinien 43 und 44 sind trotz Großbaustelle weiterhin normal unterwegs - bis auf kurze Wochenendeinschränkungen.
Steinbauer betonte, dass der Großteil der Arbeiten für die U5-Trasse bzw. die U2-Südverlängerung sowieso ohne Baugruben - freilich mit Ausnahme der Ein- und Ausgänge - im dicht verbauten Gebiet auskämen. Mit der "Knopflochmethode" arbeite man sich vom Matzleinsdorfer Platz, den die U2 ab 2028 anfährt, bis ins Stadtzentrum vor. Rund um das Rathaus lägen die Tunnel allerdings sehr "seicht", weshalb man hier Zugänge von oben brauche.
Verzögerung spart Geld
Die Verzögerungen für den Betriebsstart erklären sich vor allem dadurch, dass die Wiener Linien 2018 große Ausschreibungspakete für Tiefbauarbeiten gestoppt und wiederholt haben. Die Angebote der teilnehmenden Firmen seien nicht nachvollziehbar gewesen, bekräftigte Steinbauer heute. Mit dem nochmaligen Vergabeprozess habe man sich nun rund 200 Mio. Euro erspart, versicherte er.
Die U5 bis Frankhplatz soll also 2026 in Betrieb gehen, die U2-Verlängerung bis Matzleinsdorfer Platz 2028. Dabei handelt es sich um die erste Ausbaustufe des U2/U5-Linienkreuzes. In der zweiten Ausbaustufe wollten die Verkehrsbetriebe die türkise Linie bis zum Elterleinplatz weiterführen. Bisher genanntes Zieljahr war hier 2027. Steinbauer sagte heute allerdings, dass die U5 gleich bis zur Vorortelinie bzw. zur Station "Hernals" weitergezogen werde. Die U2 wird in der zweiten Stufe wie vorgesehen bis zum Wienerberg führen. Auch hier gibt es derzeit noch kein konkretes Zieldatum. Bisher war von 2029 die Rede.
Der Geschäftsführer wies daraufhin, dass für diese Verlängerungsschritte noch Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund, der sich traditionell mit 50 Prozent an den Kosten beteiligt, liefen. Außerdem sei man noch in den Planungen für den genauen Trassenverlauf.
Baukosten im Mittelfeld
Was die Kosten von 2,1 Mrd. Euro anbelangt, erklärte Hanke, dass es sich beim heute genannten Betrag um die für das Eröffnungsjahr berechnete Summe handle. So werde man das auch bei allen künftigen Großprojekten der Stadt handhaben. Bisher habe man stets Angaben auf der Preisbasis des Ausgangsjahres gemacht - also eine Momentaufnahme, die geradezu zwangsläufig nicht eingehalten werden könne, weil Indexierungen nicht berücksichtigt und noch keine Verträge mit Firmen fixiert seien.
Laut Andreas Kropik, Professor für Bauwirtschaft und Baumanagement an der TU Wien, liegt Wien im internationalen Vergleich in puncto Baukosten mit rund 310 Mio. Euro pro U-Bahn-Kilometer "im Mittelfeld". Städte wie London, Amsterdam oder New York lägen mit 480 bis 600 Mio. Euro deutlich darunter. Berlin, Kopenhagen oder Budapest sind mit 200 bis 240 Mio. Euro hingegen billiger unterwegs.