Wiener Öffis: Ab wann die U2 wieder bis zum Karlsplatz fährt
Von Anya Antonius
Seit 31. Mai 2021 ist ein Teil der U2 Stammstrecke bereits gesperrt. Seitdem wird der Abschnitt zwischen Schottentor und Karlsplatz modernisiert und auf den Betrieb der neuen, vollautomatischen U-Bahn-Linie U5 vorbereitet.
Dabei kam es aber zu erheblichen Verzögerungen: Denn planmäßig hätte die U2 bereits im Herbst 2023 wieder bis zum Karlsplatz fahren sollen. "Unvorhersehbar komplexe bautechnische Herausforderungen" haben das verhindert, weshalb das Datum um ein Jahr, auf Schulbeginn 2024, verlegt wurde.
Kaputte Türen, Lieferverzögerungen und Missverständnisse
Gehalten hat aber auch dieser Termin nicht. Die Gründe dafür waren viele: Die eingesetzten Türen sind durch Erdverschiebungen kaputt gegangen und mussten ersetzt werden, es kam zu Lieferverzögerungen und Missverständnissen - im wahrsten Sinne des Wortes - mit der französischen Zulieferern. Aus Schulbeginn 2024 wurde somit Herbst 2024 - allerdings ohne konkretes Datum.
In den vergangenen Wochen aber hat sich einiges getan.
Und seit heute steht das Datum fest, an dem die U2 wieder bis zum Karlsplatz fährt. Es ist der 6. Dezember. Also bereits nächsten Freitag zu Betriebsbeginn. "Ein Nikologeschenk für die Wienerinnen und Wiener", nennt es Gudrun Senk, technische Geschäftsführerin der Wiener Linien bei der Testfahrt für Medienvertreter am Freitag.
Alle paar Minuten rauscht der X-Wagen von links und rechts durch, der Probebetrieb ohne Fahrgäste, bei dem auch verschiedene Stressszenarien getestet werden, läuft schon intensiv seit rund zwei Wochen. Eine alte Bestandsstrecke auf den modernsten Stand der Technik zu bringen, sei sehr herausfordernd gewesen, sagt Senk. Doch letztendlich erfolgreich: Alle für die Wiederinbetriebnahme der U2-Stammstrecke nötigen Gutachten sind positiv abgeschlossen worden.
Die Kosten für diese Modernisierung belaufen sich auf 65 Millionen Euro.
Die Neuerungen auf der U2-Strecke
Die offensichtlichste Neuerung, die den Fahrgästen ab der kommenden Woche auffallen wird, sind die gläsernen Bahnsteigtüren, die bei den Wiener Öffis erstmals zum Einsatz kommen. Mit diesen wird die Strecke zwischen Schottentor und Karlsplatz gleich für den vollautomatischen Betrieb der U5 ab 2026 vorbereitet. 200 Bahnsteigtürmodule mit 16.000 Quadratmetern Glasfläche wurden so verarbeitet.
Doch das ist natürlich nicht alles: sechs Aufzüge und zehn Rolltreppen wurden erneuert, ebenso die Gleisanlagen auf knapp fünf Kilometer Länge und die Tunneldecke der U2. So soll gewährleistet sein, sagt Senk, dass die U2 die nächsten "vielen, vielen Jahre" ohne Betriebseinschränkungen funktionieren soll. "Wie bei jedem Projekt kann es anfangs natürlich zu kleinen Anlaufschwierigkeiten kommen", sagt Senk. Auch der Fahrgastbetrieb mit den neuen Bahnsteigtüren müsse sich erst einspielen. Aus diesem Grund werden in den ersten Wochen auf der U2-Stammstrecke im Technik- und Servicebereich sowie in der Leitstelle zusätzliche Mitarbeiter der Wiener Linien eingesetzt.
Auf der Anzeigentafel steht "Karlsplatz"
Öffi- und Finanzstadtrat Peter Hanke ist mit Abschluss der U2-Modernisierung „ein großer Stein vom Herzen gefallen“. Den Wienerinnen und Wienern dankt er für die Geduld. "Das ist die U-Bahn-Zukunft, die hier eingeleitet wird", ist er überzeugt. Die U2 fährt ein, die automatischen Türen öffnen sich mit einem lauten Biepen. Und auf der Anzeigetafel steht endlich wieder "Karlsplatz".
Die U2 wird noch bis mindestens 2030 bis zum Karlsplatz geführt. Danach wird sie beim Knoten Rathaus auf die gänzlich neu gebaute Strecke in Richtung Matzleinsdorfer Platz abzweigen. Ab 2026 wird auch die U5 erstmals unterwegs sein. Bis zur Fertigstellung der neuen U2-Streckenführung Richtung Süden wird sie sich aber mit der lila Linie die bisherige reine U2-Strecke zwischen Rathaus und Karlsplatz teilen.