Chronik/Wien

Nordbahnhalle: Gerüchte um Brandstiftung verdichten sich

Noch bis in die Abendstunden war die Berufsfeuerwehr Wien am Sonntag mit Nachlösch- und Sicherungsarbeiten in der Nordbahnhalle in Wien-Leopoldstadt beschäftigt. Nach dem verheerenden Brand zu Mittag darf das Gebäude nun nicht mehr betreten werden.

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Ein Statiker hat laut ÖBB die Halle begutachtet und festgestellt, dass das Gebäude einsturzgefährdet ist.

Aber das ist nicht der einzige Grund für die weiträumigen Absperrungen: Am Tag nach dem Feuer verdichtet sich der Verdacht, dass es sich um Brandstiftung gehandelt haben könnte.

Ein Anrainer, der am Sonntag zeitgleich mit Feuerwehr und Polizei am Brandort eintraf, meldete sich beim KURIER: Er erzählt von zwei Kindern, die zum Zeitpunkt des Brandausbruches eine jugendliche Person am Dach des Gebäudes gesehen haben wollen - und dies auch der Polizei berichtet hätten.

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Vorerst konnten diese Aussagen nicht verifiziert werden. Das Landeskriminalamt Wien hat mittlerweile die Ermittlungen übernommen. Am Montagvormittag waren Kriminalisten vor Ort, die das Gebäude untersuchten. Aufgrund der Einsturzgefahr können aber auch sie nicht mehr ins Gebäude.

Laut Feuerwehr scheint das Feuer tatsächlich in der Halle ausgebrochen zu sein. Hinweise, dass es sich darin zuletzt Obdachlose aufgehalten haben, die das Feuer unabsichtlich entfacht haben könnten, habe es aber nicht gegeben, meint Sprecher Gerald Schimpf.

Vandalismus

Für die Initiatoren der "IG Nordbahnhalle" ist Brandstiftung ebenfalls nicht ausgeschlossen: Die Nordbahnhalle sei seit Sommer leer gestanden. In den vergangenen Wochen habe es Fälle von Vandalismus gegeben.

Das bestätigt auch der Eigentümer der Halle, die ÖBB, im Gespräch mit dem KURIER: Am 16. Oktober gab es einen Vandalismusschaden. Unbekannte waren in das Gebäude eingebrochen und hatten Türen und Fenster eingeschlagen. Daher habe man Türen und Fenster mit Schaltafeln verschraubt. "Mit bloßen Händen kommt man da nicht mehr hinein."

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Abriss der Halle besiegelt?

Das Schicksal der Halle im Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnviertel scheint nun jedenfalls besiegelt. Sie wird wohl früher als geplant der vorgesehenen Freifläche im neuen Nordbahnviertel weichen müssen.

In den vergangenen Monaten hatte es heftige Diskussionen um die Zukunft der Halle gegeben. Engagierte Bürger machten für den Erhalt der Halle und eine konsumfreie Nutzung im Rahmen der Stadtentwicklung mobil. Ihre monatelangen Bemühungen für den Erhalt könnten nun zunichte gemacht worden sein.

Insgesamt rund 4.500 Unterschriften hatte die Initiative mit einer Gemeinderats- sowie einer Online-Petition gesammelt. "Uns geht es nicht so gut", sagte Christoph Kleinsasser von der "IG Nordbahnhalle" bereits am Sonntag zum KURIER. "Wir haben immer für eine längerfristige Nutzung gekämpft."

Allerdings hatte die Stadt erst vergangenen Donnerstag beim Petitionsausschuss wenig Hoffnung auf eine dauerhafte Nutzung der Halle gemacht.

Was jedoch erreicht werden konnte: Im Herbst hat die Stadt bekanntgegeben, dass die Halle ein weiteres Jahr für Veranstaltungen zwischengenutzt werden könne. 100.000 Euro hat das Kulturressort dafür zugesagt.

Zeitgleich war ein Teil der Halle bereits abgerissen worden, dieser musste der Umkehrschleife der Straßenbahnlinie O weichen.

In den nächsten Tagen soll ein Sachverständiger die Halle begutachten, heißt es bei der Eigentümerin, der ÖBB.