Chronik/Wien

Wiener Grüne: Fünfkampf in Harmonie

Ich erwarte mir, dass sich die Kandidaten wählbar präsentieren,“ erklärte Werner Kogler, Bundessprecher der Grünen, am Dienstagabend im Foyer des Odeon-Theaters. Im noch verschlossenen Saal wurden   währenddessen die letzten Scheinwerfer in Position gerückt. Die Wiener Grünen hatten zur „Elefantenrunde“ geladen.

Punkt 19 Uhr fanden sich die Protagonisten an  Stehtischen  ein:    Klubchef David Ellensohn, die Gemeinderats-Mandatare Peter Kraus und Birgit Hebein sowie der Meidlinger Bezirksrat Benjamin Kaan und die Psychiaterin Marihan Abensperg-Traun. Sie alle wollen Maria Vassilakou als grüne Front-Frau und Vizebürgermeisterin beerben. Um ihre Pläne für die Partei und Wien besser kennenzulernen, waren rund 260 Mitglieder und registrierte Wähler in die Leopoldstadt gepilgert.

Erstmals Briefwahl

Wie berichtet, küren die Grünen den Spitzenkandidaten für die nächste Wien-Wahl  (laut Plan 2020, Anm.) erstmals nicht auf einer Mitgliederversammlung – sondern per Briefwahl. Auch Nicht-Mitglieder, die sich   online anmelden, dürfen mitstimmen.  Dieses „Experiment“ berge  ein „gewisses Risiko“, gab Kogler zu bedenken.  Eine Schlammschlacht fürchte er aber nicht. „Es liegt an den Beteiligten, dass das nicht passiert – das grenzt uns vom Intrigantenstadl der SPÖ ab.“

Die fünf Kandidaten erfüllten seine Hoffnung: Bis auf kleine  Spitzen  verlief die Debatte unter der Führung von Ex-ZIB-Moderator Gerald Groß weitgehend friktionsfrei. Nach einer kurzen Selbstpräsentation beantworteten sie im Schnelldurchlauf Fragen zu Themen wie Integration und Migration, Umweltschutz, Verkehr und der Zukunft der Grünen. Inhaltliche Unterschiede wurden dabei kaum deutlich,  bereits bekannte Positionen dominierten.


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Am angriffigsten gab  sich David Ellensohn, der auch die meiste Redezeit beanspruchte. Als er lieber über ein anderes Thema sprechen wollte, schrieb er einfach den gezogenen Zettel um. Während der Klubchef einmal mehr einen härteren Umgang mit dem Koalitionspartner forderte, plädierten Kaan und Abensperg-Traun in ihren Selbstpräsentationen generell für mehr Miteinander. „Ich glaube, dass das nicht reicht, wir haben uns alle lieb und dann wird das schon“, konterte Ellensohn. Offensiv gab sich auch  Kaan: Kraus’ Bewerbungsvideo sei seine Motivation gewesen, sich zu bewerben, erzählte er. „Der Spruch ‚Ich liebe Wien‘ war mir viel zu glatt, ich will nicht, dass der auf dem nächsten Wahlplakat steht.“

Erleichtert zeigten sich angesichts der friedlichen Debatte die Funktionäre im Publikum: „Ich habe nun weniger Bedenken, ob es gemeinsam weitergeht“, erklärte die Leopoldstädter Bezirkschefin Uschi Lichtenegger. Und das grüne Urgestein Christoph Chorherr befand: „Es war eine würdige Veranstaltung.“