Wiener Einwanderungsbehörde: "Abgehoben wird so gut wie nie"
Eine Situation schwerer Überlastung schilderte ein Mitarbeiter der Wiener Einwanderungsbehörde (MA 35) am Montag gegenüber Ö3: Die Telefone würden den ganzen Tag läuten, erzählt der Mann, der anonym bleiben möchte. "Abgehoben wird so gut wie nie".
Die vielen Anrufe kämen daher, dass er und seine Kollegen mit dem Bearbeiten der Anträge nicht hinterherkommen würden: 450 Mails bekomme der Mann pro Tag, abarbeiten könne er aber nur 120.
Die Folge: Die Antragsteller versuchen, sich telefonisch zu erkundigen. Ab 13 Uhr sind - zumindest theoretisch - telefonische Auskünfte möglich. Doch die Praxis sieht offenbar völlig anders aus.
Antragsteller kämen persönlich
"Wenn man ein Mal abhebt eine Frage beantwortet, spricht sich das herum", sagt der MA35-Mitarbeiter. "Das führt dann dazu, dass ganz viele Antragsteller den Eindruck bekommen, sie könnten eine Antwort bekommen."
Die Antragsteller würden dann persönlich vorbeikommen: "Am nächsten Tag ist das Amt voll."
Callcenter versprochen
Neben dem Mitarbeiter haben bereits auch der Stadtrechnungshof, die Volksanwaltschaft und die Opposition Kritik an der MA 35 geübt.
Beanstandet wird allen voran eine zu lange Verfahrensdauer. Wie der KURIER zuletzt berichtete, haben die Beamten zuletzt weniger Anträge bearbeitet, dafür aber länger gebraucht.
Der zuständige pinke Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr versprach daraufhin 50 zusätzliche Mitarbeiter bis Herbst und ein telefonisches Servicecenter bis Jahresende, um die Beamten vor Ort zu entlasten. Dieses werde auch mehrsprachige Auskünfte anbieten, hieß es.
Für 38 der versprochenen Posten seien bereits Mitarbeiter gefunden worden, davon hätten 25 bereits ihren Dienst angetreten, heißt es es auf KURIER-Anfrage aus dem Büro von Wiederkehr.
Die Problematik bezüglich der eingeschränkten Erreichbarkeit "ist uns sehr wohl bewusst, weshalb mit Hochdruck an dem neuen telefonischen Servicecenter gearbeitet wird", heißt es weiter. "Dieses telefonische Servicecenter wird noch heuer einsatzbereit sein."
Weiter sei ein "mehrstufiger Organisationsentwicklungsprozess gestartet worden". Von diesem erwartet man sich verbesserte Arbeitsprozesse.