Chronik/Wien

SPÖ-Bildungstreffen: Soll Matura abgeschafft werden?

„Unser Bildungssystem muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen“, meinte Paul Stich, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreich, in einer Aussendung zum SPÖ-Bildungstreffen in Wien. Dabei bestehe auch bei der Matura Handlungsbedarf. 

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Die heutige Matura ist ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten.

Paul Stich und Rihab Toumi, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien

Der Antrag zur Abschaffung der Matura wurde von den SPÖ-Delegierten letztlich angenommen. Stich verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass diese Beschlusslage keineswegs eine neue innerhalb der SPÖ sei.

 „Bereits 2021 hat der SPÖ-Bundesparteitag auf Antrag der SJ die Forderung nach einer Abschaffung der Matura in ihrer heutigen Form beschlossen. Das heutige Bekenntnis der Wiener SPÖ zu diesem Beschluss verdeutlicht den Handlungsbedarf in diesem Bereich“, sagte er.

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Praxis statt Theorie

„Wer mindestens 12 Jahre lang alle Prüfungen bestanden hat, braucht keinen finalen Entscheidungstag. Im Gegenteil, Schülerinnen und Schüler sollen beweisen können, dass sie das über die Jahre gelernte auch wirklich anwenden können. Wir schlagen vor, die Matura durch praxisorientierte Projektarbeiten zu ersetzen“, meinte er gemeinsam mit der Wiener SJ-Vorsitzenden Rihab Toumi.

Bereits vor dem Beschluss zeigten sich ÖVP und FPÖ in ihrer Opposition gegen die SPÖ-Vorstellungen geeint. „Die Reifeprüfung ist ein entscheidender Meilenstein für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe“, betonte etwa Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), plädierte auch für die Beibehaltung von Schulnoten und sprach von „Hirngespinsten linker SPÖ-Träumer“

Für mich steht daher außer Frage, dass es auch in Zukunft Schulnoten zur Beurteilung der Leistung von Schülerinnen und Schülern geben wird.

Martin Polaschek, Bildungsminister

Nach der Absolvierung seien die jungen Erwachsenen reif für Beruf oder Studium. „Eine Abschaffung der Matura kommt für mich also nicht in Frage.“ 

„Angriff auf unser Bildungssystem"

Ähnlich sah das der Generalsekretär der Volkspartei, Christian Stocker. „Dieser Mini-Parteitag der Wiener SPÖ bedeutet einen massiven Angriff auf unser Bildungssystem, denn die Sozialdemokratie will offenbar, dass unsere Kinder nichts mehr lernen. Auch einer Gleichmacherei aller Schülerinnen und Schüler mit der Gesamtschule erteilen wir als Volkspartei eine klare Absage“, wetterte er. Vor einem „Linksruck“ in der Bildungspolitik warnte der Wiener ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß.

Bei der FPÖ warnte Bildungssprecher Hermann Brückl vor „Unfug aus dem linken Anti-Leistungsfundus der SPÖ“. Es brauche weiter Schulnoten, und die Reifeprüfung müsse einer Gesamtreform unterzogen werden, „um ihren Wert und ihre Qualität, die unter Schwarz-Grün massiv gelitten haben“ wieder zu steigern. 

„Die SPÖ will offensichtlich eine Schule ohne Leistung und aus Jugendlichen unmündige und bildungsferne Bürger machen, damit sie ihrer dummen Politik auf den Leim gehen. Diesen Wahnsinnigkeiten gehört eine klare Absage erteilt“, meinte auch der Wiener FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss.