Chronik/Wien

Wien ist dort, wo die Oma eine Bezirkshymne komponiert

Eine schöne Geschichte. Ruth Hembach schreibt: „Meine Großmutter hat Ihren Zeitungsartikel gelesen und daraufhin gleich einen eigenen Text mit Musik geschrieben.“ Das „Landstraßer Lied“, eine Hymne auf den 3. Bezirk, von Helene Hembach startet so: Wer Glück hat und im „Dritten“’ wohnt – den hat das Schicksal reich belohnt. – Kein andres Viertel unsrer Stadt – so spannende Geschichten hat!

Seit Mai vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Vorschläge für eine Bezirkshymne in der Mailbox des Redakteurs eingehen. Es wird daher an dieser Stelle um Verständnis gebeten, dass nicht alle Vorschläge den Weg in die heutige Zeitung fanden.

„Des is ka Schmäh“

„Gedanken“ zum 20. Bezirk hat sich Leserin Agnes Thinschmidt gemacht. Eine Textzeile aus ihrer Hommage auf die „Bree“ (Brigittenau) lautet: De Brigittakirchn is da Mittelpunkt da Bree – den Ausdruck kennan de Jungan net, des is ka Schmäh.

Michael Naue und Geri Vielgrader beschweren sich: „Haben Sie den 13. Bezirk vergessen?“ Hat man nicht, daher wird Heinz Friedrich Huber eine Bühne geboten. Der lebt seit 58 Jahren in Hietzing. Und hat jetzt ein „Lobgedicht“ auf den 13ten verfasst. Im Refrain heißt es: Wo lebt sich’s besser in Wien – als im grünen Hietzing drin.

Stellvertretend für andere Liedtexter schreibt Huber: „Vertonen kann ich das leider nicht selbst, aber ich hoffe, Sie finden eine Verwendung dafür.“

Von einem Schmankerl für den 21. Bezirk berichtet Rainer Hudec: Er hat drei Partituren aus den 30er-Jahren von seinem Großvater Hugo Hudec geerbt. Der war Musiker, Komponist und ein Floridsdorfer: „Sie befinden sich seit fast neunzig Jahren in unserer Familie und wurden noch nie von einem Streich- und Symphonie-Orchester uraufgeführt.“

Rainer Hudec fragt nun in die öffentliche Runde, ob die Musikstücke von seinem Opa für eine Uraufführung in Wien, „speziell in Floridsdorf“, von Interesse wären: „Gespielt durch ein Streich- und Symphonie-Orchester.“

Evelyn Engleder schreibt aus dem 19. Bezirk: „Ich wohne in der Himmelstraße, und da würde ich mich natürlich besonders freuen, wenn für unseren Bezirk das wunderbare Wienerlied In Grinzing gibt’s a Himmelstraße zur Bezirkshymne werden würde.“ Das wünscht sich im Übrigen auch der deklarierte „Neo-Grinzinger nach dreißig Jahren Ausland“, Peter Sichrovsky.

Liebe Grüße aus dem 2. Bezirk sendet Alice Gautier. Die Suche nach passenden Bezirkshymnen trifft sich für die Hobbydichterin gut, „da ich diesen Text schon im Ladl liegen hatte“. Ihr Hoch auf die Leopoldstadt lässt sie so beginnen: Die Leopoldstadt – fährt Riesenrad.

Eine originelle Idee für den 4. Bezirk möchte Günter Wagensommer ins Rennen schicken: „Mozarts ,Zauberflöte‘ ist auf der Wieden (im Freihaus) entstanden, hatte ebendort seine Uraufführung (siehe Papageno-Statue am Haus Operngasse 26). Der Mozart-Brunnen auf dem Mozartplatz erinnert daran. Als Musik (Hymne) empfiehlt sich das Flötenspiel (wie Tamino am Brunnen die Flöte spielt) oder auch das weltberühmte ,Glockenspiel‘.“

Ja, du oida Hieb

Für den 1. Bezirk möchte Tommaso Huber „auf ein Wienerlied hinweisen, das noch sehr neu ist und vom Wiener Komponisten Marcus Davy stammt. Das Lied trägt den Titel Und wia’s weida geht. Und es ist laut Huber „eine stille Liebeserklärung an die Stadt im Allgemeinen und an die Innenstadt im Speziellen“.

Für den 16. Bezirk bringt Martin Grünzweig heute aus der Steiermark leidenschaftlich die folgenden Liedzeilen ein: Zwa aus Ottakring, die g’hören z’samm – weil s’ do zwa Zwetschken san vom selben Baam.

Andrea Temper hat indes 36 Jahre als Kindergarten- und Hortpädagogin im 10. Bezirk gearbeitet. Zum Jubiläum Favoritens hat sie eine Hommage auf den Bezirk erdacht. Darin heißt es wörtlich: Ja, du oida Hieb, du bist a Teil von mir word’n – zu deiner 150-Jahr-Feier kriegst von mir an Ord’n.

Vorschläge gibt es auch von einigen professionellen Musikern. Deren Bitte, das Wien Museum, die 23 Wiener Bezirksmuseen sowie das Wiener Volksliedwerk auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen, sei hiermit erfüllt. In der Tat wäre es geschmeidig, hätte jeder Wiener Bezirk künftig eine zu ihm passende Hymne.