Chronik/Wien

Wien mit Maske an der Urne

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1,36 Millionen Wiener sind heute dazu aufgefordert, ihre neue Stadtregierung zu wählen. Während einer Pandemie ist aber alles etwas anders. Maskenpflicht und Mindestabstand müssen beachtet werden. Dennoch trifft der KURIER am Sonntagmorgen viele motivierte Wähler, die Wert auf den Gang zur Urne legen. Einer von ihnen ist Josef Teiretzbacher: "Ich bin 86, solange ich selber noch gehen kann, gehe ich ins Wahllokal. Drinnen war alles problemlos. Ludwig wird das Rennen machen, er ist noch der beste von allen."

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Auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und seine Ehefrau waren schon wählen. Als einziger der Spitzenkandidaten der größeren Parteien wählt Ludwig in einem Wahllokal. Einer Schule in der Irenäusgasse in Wien-Floridsdorf. "Ich gehe aus Tradition in mein Wahllokal und auch um ein Zeichen zu setzen, dass es eine sehr sichere Wahl ist. Es geht bei der Wahl darum, ob es künftig einen Bürgermeister Blümel oder Hebein gibt oder ob die Wiener weiter mir das Vertrauen schenken. Mein Wahlziel sind die 39,6 Prozent, die Michael Häupl 2015 geschafft hat. Das war ein sehr schönes Ergebnis." Die Herausforderungen nach der Wahl: "Ich kämpfe um jeden Arbeitsplatz." Zu möglichen Koalitionen gibt sich Ludwig bedeckt: "Ich werde mit allen Parteien sprechen." Nur eine Koalition mit FPÖ und Strache ist ausgeschlossen. Eine Absolute für die SP hält er für unrealistisch: "Keine seriöse Umfrage liefert Hinweise darauf."

Ludwig ist am Wahltag schon  um 4.30 Uhr aufgestanden. Die Zeit bis zum Abend will er mit Besuchen bei Institutionen verbringen, die sich in der Krise hervorgetan haben. 

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Auch ein erklärter Fan des Bürgermeisters war schon früh an der Urne. Josef Knakal: "Alles ist gut organisiert, man musste nicht lang warten. Ich hab keine Angst vor einer Ansteckung, ich bin daheim, warum soll ich da mit Wahlkarte wählen. Unser Ludwig wird Bürgermeister bleiben."

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Karl Schleritzko ist seit 40 Jahren Wahlhelfer und auch heute im Einsatz: "Es ist im Großen und Ganzen ruhiger. Die Leute sind sehr diszipliniert, sie warten bis sie aufgerufen werden. Ob heuer weniger los ist als die letzten Jahre kann er nicht einschätzen, weil sich die Wahlsprengel immer verändern. "Sehr viele Menschen haben einen Stift dabei, das hätte ich nicht erwartet."

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Florian Kreuzer (25) ist Student für Logistik und Transportmanagement, aus Zwettl wählte das erste Mal in Wien - im Dokorationsstudio von Art for Art: "Es ist das erste Mal! Für mich heißt zur Wahl gehen, eine Pflicht erfüllen und das ist was ernstes, mein erstes Mal in Wien. Die Location ist hier super. Ich muss noch Masterarbeit schreiben, und schau mir das Ergebnis an, aber erst am Abend, wenn man mehr weiss. Ich werde nicht mitfiebern."

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Maria Zoccola, 87 Jahre alt, wohnt seit 45 Jahren im gleichen Haus im 2. Bezirk und geht  ebenso lange in die Schule am Czerninplatz wählen. Angst sich anzustecken hat sie keine: "Ich habe mir heute gar nichts gedacht herzukommen. Das läuft alles geregelt ab. Ich wähle seit 45 Jahren in dieser Schule. Wenn ich wirklich wählen gehen will, dann gehe ich persönlich und zeige mich her. Der Wahlkarte traue ich nicht."

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Walter Mayrhofer (53) ist Professor an der FH für Digitalisierung. Er hat in der Baumschule in Mauerbach seinen Stimmzettel abgegeben. "Ich sage ihnen nicht, wen ich gewählt habe, aber jemanden der für Wien ist. Ich finde es Ist wichtig, dass es einen Wechsel im Machtgefüge gibt. Für die Demokratie würde ich mir das wünschen." Die Wahllocation gefällt ihm: "Die Baumschule ist außergewöhnlich, man fährt hier immer nur vorbei. Es ist schön, die Baumschule Mauerbach von Innen zu sehen.“

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Jakob, 22, ist im zweiten aufgewachsen und hat am Sonntag auch hier gewählt. Er hatte keinen eigenen Stift dabei, es war drinnen kein Problem einen zu bekommen. "Die Stadt und der Bezirk sind leiwand und ich will, dass es so bleibt. Daher hab ich rot gewählt. Wien ist hald rot. Jetzt geh ich erstmal frühstücken und langsam aufwachen."

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Schwierige Identifikation der Wähler

Vor und in der AHS Wasagasse im Alsergrund herrscht Hochbetrieb. Im Wahllokal selbst ist zweierlei anders als sonst: Sämtliche Wahlbesitzer tragen Masken - und der Mitarbeiter, der die Identitäten der Wähler feststellen soll, sitzt hinter einer Plexiglasscheibe. Sehr genau nimmt es der junge Mann mit der Identifizierung allerdings nicht: Ein Herr steht vor ihm, reicht ihm den Ausweis und zieht kurz die Maske vom Gesicht, um erkennbar zu sein. Doch der Mitarbeiter schaut nur in den Ausweis und gibt den Stimmzettel aus. Eine Minute später dasselbe Spiel: Eine junge Frau tritt an die Plexiglasscheibe heran und zeigt ihren Personalausweis - dass sie darauf vergisst, die Maske abzunehmen, fällt gar nicht erst auf. Auch sie bekommt ihren Stimmzettel. 

Je später der Tag, umso öfter bilden sich vor den Wahllokalen Schlangen. Die Wähler werden, wie hier in Wien-Wieden, von einem Wahlhelfer eingewiesen. 

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Weniger los war in der Kooperativen Mittelschule in der Koppstraße in Ottakring hielt sich Sonntagmittag in Grenzen, gerade einmal vor einem der vier Sprengel-Wahllokale wartete eine Handvoll Menschen auf die Stimmabgabe. Auf Nachfrage hieß es, es wäre einmal etwas mehr, einmal etwas weniger los; die hohe Anzahl an ausgegebenen Wahlkarten sei aber definitiv zu spüren. 

Die Corona-Sicherheitsmaßnahmen gleichen denen in den anderen Wahllokalen: Die Wahlbeisitzer tragen Masken, derjenige, der die Identität der Wähler kontrolliert, ist zusätzlich durch eine Plexiglasscheibe geschützt. Zur Identitfikation muss kurz die Maske abgenommen werden, das Gesicht wird mit dem Bild auf dem Ausweis abgeglichen, danach kann man die Maske wieder überziehen und es geht zur Stimmabgabe. Die Quote derjenigen, die mit dem eigenen Kugelschreiber wählen geht, ist hier, im Westen Ottakrings, hoch: Sie sei "positiv überrascht" davon, wie viele Menschen ihren eigenen Stift mitbringen, berichtet eine junge Beisitzerin.

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