Volle AHS und BHS in Wien: Schulwünsche bleiben unerfüllt
Die Lage ist angespannt. Wiens AHS und vor allem berufsbildende höhere Schulen (BHS) platzen zum Teil aus allen Nähten. Nicht jedes Kind kann in der Schule seiner Wahl aufgenommen werden, etliche weichen in andere Bezirke aus. Bürgermeister Michael Ludwig und Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) richten daher seit Monaten dringende Appelle an den Bund, den AHS- und BHS-Ausbau voranzutreiben. Bald scheint Bewegung in die Sache zu kommen.
Und zwar in Form des SCHEP – des Schulentwicklungsplans bis 2028, der über die bundesweit geplanten Schulneubauten informiert. Die von den Bildungsverantwortlichen in den Ländern herbeigesehnte Veröffentlichung soll unmittelbar bevorstehen. KURIER-Informationen zufolge könnte es nächste oder übernächste Woche so weit sein.
Im Unterrichtsministerium will man das zwar „offiziell nicht bestätigen“, die Veröffentlichung erfolge aber „zeitnah“.
Letzte HTL 1987 eröffnet
Fakt ist jedenfalls, dass es in Wien Nachholbedarf bei AHS und BHS gäbe. Zumal die Schülerzahlen permanent ansteigen. So sollen in der Stadt in den kommenden 15 Jahren allein bei den 15- bis 19-Jährigen 10.000 Schüler dazukommen. Die bis dato letzte HTL wurde jedoch 1987 in der Ungargasse (3.) eröffnet.
Aktuell bringe man zwar alle AHS-berechtigten Kinder unter, betont Bildungsdirektor Heinrich Himmer – „weil Schulen mehr aufnehmen als sie müssten“. In 93 bis 94 Prozent der Fälle könne der Erstwunsch nach einer bestimmten Schule erfüllt werden. Insbesondere in Stadterweiterungsgebieten wie Favoriten, Floridsdorf, der Donaustadt und Liesing seien die Häuser aber voll. Weshalb viele Kinder nach Niederösterreich auspendeln müssen.
Wiener Umland
Aber auch dort sind die Kapazitäten erschöpft. Hotspots sind etwa die Wien-nahen Standorte Perchtoldsdorf, Baden und Purkersdorf. Im Bundesgymnasium Zehnergasse in Wiener Neustadt sieht man sich ob der regen Nachfrage überhaupt gezwungen, nur mehr Volksschüler aufzunehmen, die ausschließlich Einser im Zeugnis haben. Landesweit haben insgesamt etwa 100 Kinder noch nicht den Schulplatz, den sie wollen, heißt es aus der nö. Bildungsdirektion.
Im Durchschnitt kommt man in Niederösterreich auf 160 Schüler pro Mittelschule. Bei den Gymnasien (Unterstufe) hingegen sind es je Schule 387 Schülerinnen und Schüler. „Diese Situation ist ungesund für beide Schultypen“, sagt Johann Heuras, niederösterreichischer Bildungsdirektor. Großen Druck sieht er auch auf den Lehrerinnen und Lehrern der Volksschulen. Denn mit der Benotung würden diese wesentlich dazu beitragen, ob ein Kind eine Chance im Gymnasium habe oder nicht.
Mit Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ist Heuras deshalb schon länger im Gespräch: „Ich wünsche mir für die Schulwahl einen lang gestalteten Prozess, in dem die Kinder beobachtet und die Eltern beraten werden“, sagt Heuras. So könne man die Mittelschulen stärken, die Gymnasien entlasten und damit auch die Kinder vom Leistungsdruck befreien. Davon würden alle Beteiligten profitieren.
Schulen in Wien
700 Schulen gibt es insgesamt in der Stadt. Sie werden von rund 240.000 Schülern besucht. 17.000 davon begannen im vergangenen September in der ersten Klasse. Rund 26.000 Lehrer sind in Wien beschäftigt
Zuwachs: Handlungsbedarf besteht bei den Bundesschulen. Denn in den nächsten 15 Jahren kommen in Wien allein bei den 15- bis 19-Jährigen 10.000 Schüler dazu
Pflichtschule: Um zusätzliche Kapazitäten bereitzustellen, entstanden in Wien allein im Vorjahr 100 neue Klassen. 170 Millionen Euro wurden investiert. Zudem erweiterte die Stadt in Mariahilf, Simmering, Floridsdorf, in der Donaustadt sowie in Liesing sechs Schulen und sanierte 34 fertig. In der Donaustadt ging im September der siebente Bildungscampus in Betrieb
Wunschstandorte: Erhöhten Bedarf sieht die Bildungsdirektion beim Aspangbahnhof (3.), beim Violapark (10.), An den Eisteichen zwischen Meidling und Liesing, beim Nordwest-Bahnhof (20.), in der Winkeläckergasse (21) sowie in Liesing Richtung Rothneusiedl