Chronik/Wien

Verregnete Landung der Libelle im Museumsquartier

Eigentlich fliegen Libellen ja nicht bei Regen. Für Landungen reicht es aber, zumindest bei denjenigen aus Beton und Glas. Und so durfte Museumsquartier-Direktor Christian Strasser am Dienstagvormittag den Medien nach mehrmonatiger, coronabedingter Verzögerung endlich sein neuestes Schmuckstück, die "MQ Libelle", vorstellen - und ließ sich dabei auch von Regen, kaltem Wind und tief hängenden Wolken nicht die Laune vermiesen.

Mit sichtlicher Freude präsentierte der Hausherr den neuen, knapp 400 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum auf dem Dach des Leopold-Museums und die vorgelagerte, rund 1.000 Quadratmeter große Terrasse. Dass selbige - ab Freitag - allen Besucherinnen und Besuchern bei freiem Eintritt zur Verfügung steht, erfüllt Strasser mit besonderem Stolz.

Kein Privilegienstadel

Üblicherweise wären solche Terrassen "nur für Privilegierte", während im MQ nicht nur die Benützung des Lifts auf die "schönste Kulturterrasse der Welt" gratis sei, sondern darüber hinaus auch kein Konsumzwang herrsche. Letzteren Punkt hob auch der Neubauer Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) hervor. Für die Bewohner des siebten Bezirks sei das Museumsquartier nicht nur ein Kultur-, sondern auch ein Freizeitraum, daher freue er sich besonders über diesen konsumfreien Raum als Beitrag zur "Demokratisierung der Stadt".
 

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Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gratulierte Strasser zu einem "Gesamtkunstwerk", mit dem das MQ den nächsten Schritt mache - was nicht selbstverständlich sei.

Bewährte Kräfte

Und tatsächlich ist die Libelle als Gesamtkunstwerk konzipiert. Der Aufbau selbst wurde von Laurids und Manfred Ortner entworfen, die das Museumsquartier in seiner heutigen Form geplant haben - inklusive der damaligen großen Neubauten Leopold-Museum, Mumok und Kunsthalle.

Die luftige Libelle mit ihrer Glasfassade und ihrer gerundeten Form wurde nun bewusst als Kontrapunkt zu diesen Museumsbauten entworfen.

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Vestärkt wird dieser luftige Eindruck von der von Eva Schlegel entworfenen, gläsernen Außenhaut des Gebäudes. Über die gesamte, 94 Meter lange Glasoberfläche ziehen sich 2,4 Millionen weißer Punkte unterschiedlicher Größe, die den Faltenwurf eines Seidentuchs imitieren - und in praktischer Hinsicht als Lichtschutz dienen - sollen. Zusätzlich ist die Fassade mit dreihundert Glaskegeln besetzt, die das Sonnenlicht spiegeln und damit die Luft zum Flirren bringen sollen.

Neue Sichtbarkeit

Ergänzt wird das Ensemble von drei Stahlkreisen mit Lichtbändern auf der Terrasse, die auf schräg gestellten Stützen teilweise über die Gebäudekanten hinausragen und die Form der Libelle spiegeln. Besonders in der Nacht entsteht so der Eindruck, die von Brigitte Kowanz entworfenen Lichtkreise würden über dem Leopold-Museum schweben - und das nicht nur vom Haupthof aus. Denn mit der Libelle und den Lichtkreisen ist nun auch von außen erstmals mehr als die Fassade der ehemaligen Hofstallungen, die das Gelände umgibt, zu sehen.

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Und so darf sich MQ-Direktor Strasser über einen "neuen Leuchtturm im Ozean der Kunst und Kultur, der uns umgibt" freuen. Und wohl auch darüber, dass sowohl der Zeitplan als auch das veranschlagte 7,5-Millionen-Euro-Budget eingehalten wurden. Dieses stemmte das MQ übrigens selbst: Eine Hälfte wurde aus Rücklagen bestritten, die andere soll mit künftigen Mieteinnahmen hereingebracht werden.

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