Süßwasserquallen-Invasion im Kuchelauer Hafen
Die Tische in Karins Radlertreff, direkt am Kuchelauer Hafen, sind gut gefüllt. Die Gäste prosten sich mit Bier zu, suchen Abkühlung im Schatten. Alles wie immer. Doch nicht ganz. Es sind Fotos von Quallen im Kuchelauer Hafen aufgetaucht. Ruderer haben die Tiere entdeckt, die zu Hunderten an der Wasseroberfläche zu sehen sind.
„Hat der Rudi doch recht gehabt“, sagt eine Frau in Karins Radlertreff. „Letzte Woche hat er davon erzählt. Aber niemand hat ihm geglaubt.“ Die anwesenden Herren am Tisch schauen argwöhnisch in Richtung des Wassers. Keine Qualle erkennbar. Eine rasche Internet-Recherche wird sofort veranlasst: „Süßwasserquallen, aha. Eine Gefahr für Schwimmer besteht nicht“, wird am Tisch verlesen. Die Lust auf eine rasche Abkühlung ist dennoch deutlich gesunken. „Gehen Sie vor, dann geh ich nach“, wird der Journalistin vor Ort vorgeschlagen.
Vis a vis im Motoryacht-Club weiß man seit einer Woche von den Quallen. „Gleich direkt neben dem Boot waren welche, ich hab eine rausgeholt“, sagt der Bootsbesitzer und ballt seine Faust. „So groß werden die.“ Schwimmen geht er trotzdem. „Die tun ja nicht weh.“
Zeichen für Wassergüte
Das bestätigt man bei der zuständigen MA 45 (Wiener Gewässer) – und mehr noch: Dort zeigt man sich sogar erfreut über die Quallen. Denn: „Die Tiere sind ein Zeichen für eine hohe Wasserqualität“, sagt Gerald Loew, Chef der MA 45, im KURIER-Gespräch. Dass die Tiere in den vergangenen Jahren immer wieder zu sehen waren – zuletzt in den Jahren 2020 und 2021 – hat mit den steigenden Wassertemperaturen zu tun. Zusätzlich zur guten Wasserqualität benötigen sie Temperaturen von mehr als 25 Grad.
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Für Schwimmer sind die Tiere ungefährlich. „Anders als bei der Salzwasserqualle können die Nesselkapseln der Tiere die menschliche Haut nicht durchdringen“, so Loew.
Er rät den Wienerinnen und Wienern sogar, den Quallen einen Besuch abzustatten: „Das ist ein faszinierendes Naturschauspiel.“ Speziell beim Durchschwimmen der Quallenschwärme lasse sich „das zauberhafte Glitzern bewundern“, sagt Loew.
Früher oder später werden sich übrigens auch Skeptische mit den Tieren anfreunden müssen: „Wenn sie einmal da sind, kriegt man sie nicht mehr weg.“