Chronik/Wien

Sudern bringt noch immer nix, man muss schon hingehen

Am 17. Dezember ist Schluss.

Nach 107 Jahren schließt eines von Wiens ältestens Kinos, das Bellaria-Kino, hinter dem Volkstheater.

Für Betreiber Erich Hemmelmeyer rechnet sich der Betrieb nicht mehr. Die alten Kunden sterben weg, die Jungen bleiben aus. Die Mietkosten für das Kino und die Filme tun ihr übriges.

Am 17. Dezember läuft der letzte Film.

Und das ist furchtbar schade, aber nicht weiter verwunderlich.

Weil ganz ehrlich: Wann waren Sie eigentlich zuletzt im Bellaria-Kino? Mit seinen alten Filmen und der patinierten Tapete. Mit den Lustern, den gepolsterten Sesseln und den Schwarz-Weiß-Fotos von Franz Antel und Hans Moser an der Wand.

 

Alle Inhalte anzeigen

Eben. Im Nachhinein redet es sich leicht, ganz plötzlich überkommt einen dann die Nostalgie:

Das Griensteidl sperrt zu? Aber es war doch ein Literatencafé!

Das Dianabad soll geschlossen werden? Ewig schad' um die Tradition!

Das Charlie P's schlittert in die Pleite? Aber was ist mit all den Erinnerungen?

Das ist absolut verständlich, wirklich. Es wird um das Dianabad genauso schade sein, wie vielleicht um das Charlie P's. (Dem Griensteidl muss man eher nicht nachtrauern).

Aber - und das sei an dieser Stelle ganz exklusiv verraten: Wer nicht will, dass sein Café ums Eck, die Buchhandlung im Grätzel, das Pub, das Tschocherl, das Kino oder sonst etwas, zusperrt, muss auch hingehen.

Sudern, wenn es zu spät ist, bringt leider noch immer genau nix.

Nur in Wien: Christoph Schwarz und Julia Schrenk kommentieren regelmäßig Amüsantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches aus dem Alltag der Stadt.