Wiener Dr.-Karl-Lueger-Platz von Vandalen "umbenannt"
Der Dr.-Karl-Lueger-Platz im ersten Wiener Bezirk wurde in der Nacht auf den 27. Jänner kurzerhand umbenannt. Allerdings nicht offiziell von der Stadt Wien, sondern von Vandalen. Die Straßenschilder des Platzes wurden mit einem Aufkleber, der die Aufschrift „1., Platz der gescheiterten Erinnerungskultur“ trägt, überklebt. Und auch das Denkmal selbst wurde überklebt. Gestaltet wurden die gefälschten Straßenschild-Aufkleber ganz in Wiener Manier. Blau mit weißer Schrift.
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Wer dafür verantwortlich ist, ist laut Polizei derzeit noch unklar. „Da die Sticker rückstandslos und beschädigungsfrei entfernt werden können, handelt es sich nicht um Sachbeschädigung. Zur rechtlichen Beurteilung wurde aber ein Bericht an die Staatsanwaltschaft Wien geschickt“, sagt Polizeisprecherin Julia Schick auf KURIER-Anfrage.
Aufkleber bleiben vorerst picken
Anders sieht man das bei der MA 7 (Kulturabteilung der Stadt Wien), die für die Entfernung verantwortlich ist: „Wir wissen nicht, ob die Substanz des Denkmals beschädigt wird, wenn man es reinigt“, sagt eine Sprecherin. Wie das Denkmal gereinigt werden kann, soll aber sobald als möglich geklärt werden.
Während die Aufkleber auf den Straßenschildern bereits entfernt wurden, kleben sie Pickerl auf der Statue weiterhin. Ein Restaurator soll sich darum kümmern.
Das Karl-Lueger-Denkmal wurde aber nicht nur beklebt, sondern auch – erneut – beschmiert. Ob es sich dabei um dieselben Täter handelt, steht noch nicht fest. „Die Beschmierung ist nicht in der selbigen Nacht entstanden. Hier wurde bereits eine Sachbeschädigung gegen unbekannte Täterschaft aufgenommen“, sagt die Polizeisprecherin.
Drei Kloschüsseln angebracht
Dass das Denkmal beschmiert und beklebt wird, ist nichts Neues. Die antisemitische Gesinnung des ehemaligen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger ruft immer wieder Protestaktionen auf den Plan. Mehrmals wurden Farben auf die Statue geschüttet oder Schimpfwörter aufgesprayed. 2022 zierten sogar drei Kloschüsseln das Denkmal.
Um auf den Antisemitismus Luegers aufmerksam zu machen, wird das Denkmal künftig kontextualisiert. Eine temporäre Kontextualisierung hat es im vergangenen Jahr bereits gegeben, nun wird eine dauerhafte folgen. Dabei wird die Statue um 3,5 Grad nach rechts gekippt.
Bis es soweit ist, wird ab Mitte Februar aber zuerst das Wurzelsystem der dortigen Platane untersucht. Im zweiten Quartal werde man sich dann den Ausschreibungen für die Umsetzung der Kontextualisierung widmen können, heißt es aus dem Büro von Kultur-Stadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).
Die nun von Unbekannten anhand der Aufkleber geäußerten Kritik an der geplanten Kontextualisierung kann die Stadträtin aber nicht verstehen: „Im Gegenteil, ich sehe ein geglücktes Projekt im thematisch schwierigen Feld der Erinnerungskultur.“ Und weiter: „Scheitern setzt ein Abschließen voraus, aber Erinnerungskultur ist ein steter Prozess der Auseinandersetzung, den es gilt, fruchtbar und lebendig zu gestalten.“