Standler und Kunden kämpfen "bis zum Letzten" für Volkertmarkt
Von Julia Schrenk
Normalerweise geht es auf einem Markt an einem Vormittag unter der Woche ja eher beschaulich zu. Am Volkertmarkt in der Leopoldstadt wurde es am Dienstag aber doch recht emotional.
Der Grund: Die Neos warben gemeinsam mit den Marktstandlern für eine Rettungsaktion für den Markt. Wie berichtet, geht das Marktamt derzeit rigoros gegen Händler auf Märkten vor, die sich nicht an die vorgegebene Sitzplatzbeschränkung halten. Maximal acht sogenannte "Verabreichungsplätze" dürfen Marktstandler mit Handels-Konzession anbieten. Doch daran halten sich nicht alle. Von acht Sitzplätzen könne niemand leben, sagen viele Standler. Manche würden deshalb gerne ihre Handels- gegen eine Gastro-Konzession tauschen. Aber auch das ist nicht möglich, weil die Wiener Marktordnung vorsieht, dass maximal ein Drittel der Stände eines Marktes mit Gastro-Konzession betrieben werden dürfen. Die Folge: Hohe Strafen für die Standler. Am Volkertmarkt überlegt etwa Familie Djogo jetzt, ihre Stände zu schließen.
Räumung abgewendet
"Elf Jahre lang wurden zu große Schanigärten vom Marktamt toleriert, jetzt wird auf einmal gestraft", sagt Markus Ornig, Wirtschaftsprecher der Neos.
Das sehen auch Iris und Johanna Feeback so. Das Mutter-Tochter-Duo betrieb das "Zimmer 37" am Karmelitermarkt. Ende April musste der Stand schließen – weil mehr als ein Mal mehr als acht Personen im Schanigarten saßen. Heute, Mittwoch, wird das "Zimmer 37" nun doch wieder eröffnet – unter der Bedingung, die Geschäftsführung auszutauschen. Statt Mutter Iris macht das jetzt Tochter Johanna.
Auch Isabel Kaas erhielt eine Räumungsklage wegen ihres Marktstandes am Karmelitermarkt. Weil sie Beschwerde einlegte, steht sie nun vor Gericht.
Beim Marktamt weist man die Kritik, plötzlich streng zu strafen, zurück: Es habe viele Gespräche mit den Standlern gegeben. "Ein Markt ist eine Handelsplattform, die Gastronomie dort nur ein Nebengeschäft", sagt Marktamts-Sprecher Alexander Hengl.
Bezirksvorsteherin Ursula Lichtenegger (Grüne) will prüfen, ob das Pilotprojekt umsetzbar ist. Zu den Strafen sagt sie: "Die Stadt ist gefordert, Rechtssicherheit für die Standler zu schaffen."
Die Neos fordern nun, dass die Marktordnung "entstaubt" wird. Die Standler sollen über ihre Öffnungszeiten selbst bestimmen dürfen (auch Sonntag, Anm.); leer stehende Stände sollen temporär von Street-Food-Anbietern betrieben werden. Werden Stände verkauft, sollen sie binnen einer Frist wieder eröffnet werden müssen, um Leerstände zu vermeiden.
Eine Kolumne zum Thema lesen Sie hier.