Chronik/Wien

Sparkurs im AKH trifft Schmerzpatienten hart

Eine gehörige Erkältung riskierten jene rund 400 AKH-Ärzte, die Dienstag im Nieselregen vor dem Rektorat der MedUni protestierten. Sie mussten ihre Betriebsversammlung auf die Straße verlegen, weil das AKH die Aula nicht zur Verfügung stellte.
Die Ärzte sind aber ohnehin schon mächtig verschnupft. Verschnupft wegen der Streichung von elf Nacht-Journaldiensten, die Rektor Wolfgang Schütz mit Jahresbeginn angeordnet hatte (der KURIER berichtete).

Die Sparmaßnahmen würden bereits die Patientenversorgung beeinträchtigen, warnten sie. So wurde mit 1. Jänner der Akutschmerz-Journaldienst gestrichen. Er stand rund um die Uhr bereit, um Patienten mit extremen Schmerzen (z. B. Krebskranken) rasch zu helfen. Bis zu 25-mal pro Tag wurde er von einzelnen Stationen angefordert. „Nachdem es den Dienst jetzt nicht mehr gibt, müssen die Patienten still vor sich hinleiden“, sagt Abteilungsleiter Hans Georg Kress. Was ihm sauer aufstößt: Über die geplante Streichung sei er nicht einmal informiert worden. „Wir sind zufällig bei der Planung der Jänner-Dienste Ende November draufgekommen, dass er nicht mehr existiert.“

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Im Rektorat sieht man kein akutes Problem: Schon vor Längerem habe man mit der Klinikleitung akkordiert, dass die 29 Anästhesisten in den Wochenend- und Nachtdiensten wie bisher die spezielle Schmerzbehandlung vornehmen, einer davon sei auf besonders komplexe Therapien spezialisiert.

Kress weist das entschieden zurück: „Diese 29 Dienste sind ja ausschließlich für die Versorgung der OPs und Intensivstationen zuständig, denen fehlt für schwere Fälle das Know-how.“ Und sie hätten nicht einmal die Kapazitäten, die eigenen Patienten zu versorgen: „Immer wieder wurden zuletzt unsere Mitarbeiter in die OP-Aufwachräume gerufen“, erzählt Kress.

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Am Limit Per Resolution forderten die Ärzte am Dienstag die sofortige Rücknahme der Dienstrad-Kürzungen. Betriebsrat Thomas Perkmann: „Wir sind an eine Grenze angestoßen. Die Belastung für die Ärzte hat ein untragbares Ausmaß erreicht.“ Das Rektorat bleibt unbeeindruckt: „An der Anzahl der reduzierten Journaldienste wird festgehalten.“ Somit sind weitere Ärzteproteste programmiert.

Es sei eine "unglückliche Formulierung" gewesen, sagt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Er hätte lieber von "Bagatellfällen" geredet. Gemeint ist eine Aussage Mayers, die er in einem Standard-Interview fallenließ. Er empfahl Patienten, bei "ein bisschen Herzstechen um 23 Uhr" nicht gleich ins Spital zu gehen. "Natürlich kann dahinter auch ein Infarkt stecken, aber das sollte vielleicht jemand beurteilen, der das auch kann, etwa der Hausarzt", so Mayer. Damit wollte er im Namen der Ärztekammer die Einschränkung von Ambulanzbesuchen fordern.

Mayer kritisierte, dass Patienten wochenends in die Ambulanzen gehen würden, "weil sie gerade Zeit haben, sich anschauen zu lassen". Er schlug daher vor, "dass nur noch niedergelassene Ärzte oder Fachärzte an Ambulanzen überweisen dürfen". Dass Hausärzte an Tagesrandzeiten und Wochenenden in der Regel geschlossen haben, versteht Mayer: "Der niedergelassene Arzt macht ja schon jetzt mit dem System der gedeckelten Tarife effektiv Verluste. Das ist alles nicht attraktiv, um patientenfreundlichere Öffnungszeiten zu machen."

Nun möchte Mayer seine Aussage nicht so hart verstanden wissen: "Der, der glaubt, er stirbt, der soll zu uns kommen." Er blieb aber gegenüber der APA dabei, dass es ein Regulativ im Bereich der Selbstzuweisung brauche.

Reaktionen

Mayers Wortwahl hatte für Wirbel gesorgt und allerlei Reaktionen verursacht. Für Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger ist mit Brustschmerz nicht zu spaßen. Er könne ein Signalzeichen für einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie sein, und all das bedürfe einer sofortigen Behandlung. Mayer habe das "wirklich leicht missverständlich formuliert", ihm aber am Telefon versichert, Zustände wie ein verrissenes Kreuz gemeint zu haben. Für den Kammerchef ist die Sache damit erledigt.

Gesundheitsminister Alois Stöger betonte beim Ministerrat, dass Menschen, die Hilfe brauchten, auch versorgt werden müssten. Mayers Äußerung sei "sicher ein falscher Zugang", so Stöger, der bezweifelte, dass diese Haltung direkt aus der Ärztekammer komme. Der Minister verwies auf die Gesundheitsreform, durch die die Patienten am "Best Point of Service" - ob Praxis oder Spital - versorgt werden sollen.