Ramsch & Rosen: Wiens skurrilstes Vintage-Geschäft schließt
Von Julia Schrenk
Wahrscheinlich gibt es wenig schrulligere Geschäfte in Wien. Und mit Sicherheit keines in der Nähe von Wiens größter Einkaufsstraße, der Mariahilfer Straße. Das Ramsch & Rosen in der Neubaugasse ist zuckerlrosa gestrichen - innen, wie außen - jedes noch so kleine Eckerl ist vollgestellt.
Von der Decke hängen mehrere Luster (und auf denen noch Halsketten), die Regale an den Seiten sind vollgeräumt mit mehr oder weniger schönem Vintage-Geschirr (eher kein Lilienporzellan), es gibt Platten, Christbaumkugeln (und Ostereier), Bilder (mit und ohne Rahmen), Krickerl, Porzellanfiguren und FPÖ-Maskottchen, die als Nadelkissen verkauft werden.
So viel also zum Ramsch. Die Rosen (aus Plastik) hängen vor der Kassa von der Decke.
Allerdings nur noch bis 30. Dezember und nur, wenn sie bis dahin niemand gekauft hat. Am 30. Dezember wird das Ramsch & Rosen nach 22 Jahren schließen (beim 15-Jahr-Jubiläum war das Geschäft eigentlich schon 17, Anm.). "Und es wird als solches auch nicht mehr weitergeführt", sagt Chef Christof Stein.
Grund dafür sind Änderungen in der Mutterfirma, sozusagen: Gemeinsam mit Dagmar Moser betrieb Stein nicht nur den Vintage-Trödel-Laden Ramsch, sondern auch den Vintage-Design-Laden Lichterloh (frührer waren beide auch in der Glasfabrik tätig).
Nachlass-Hopping
Während in der Glasfabrik und im Lichterloh eher "das gute Zeug" und das eher höherpreisig verkauft wurde, war das Ramsch immer dazu gedacht, "kleine und große Lieblich- und Schrecklichkeiten" um wenig Geld zu anzubieten, wie Astrid Petra Blecha, sagt. Sie arbeitet im Ramsch, seit es eröffnet wurde und gehört quasi zum Inventar.
Begonnen hat damals alles mit den Verlassenschaften von Verstorbenen. Christof Stein hatte die Idee, die Häuser komplett auszuräumen (wenn man es so salopp sagen will). Die hochpreisigen Möbel gingen ans Lichterloh und an die Glasfabrik, die kleinen Alltagsgegenstände ins Ramsch. Den Hinterbebliebenen war geholfen, weil sie Häuser und Wohnungen nicht selbst ausräumen mussten.
Ein Versuch, auch den Krims-Krams, der in einem Haushalt im Laufe der Zeit anfällt, lediglich zu Geld zu machen, sei das allerdings nicht gewesen: "Wir wollten nichts wegschmeißen, das vielleicht noch jemand brauchen konnte", sagt Astrid Petra Blecha.
Nun verlässt Stein die Firma und nimmt die Idee von Ramsch & Rosen mit. Und zwar nicht im übertragenen Sinn: Stein hat sich auch die Markenrechte sichern lassen.
Kommen, kaufen
"Die Leute können jetzt beginnen, uns das Geschäft auszuräumen", sagt Christof Stein. Am 30. Dezember ist der finale Schlussverkauf, jedes Stück wird dann um 1 Euro verkauft. Und zwar egal ob Luster oder Löffel.
Übrigens: Die beliebten Nachlasshoppings soll es auch in Zukunft geben. Entsprechende Infos folgen bald, heißt es.
Vintage, aber "gehoben"
Betreiber der Geschäftsfläche bleibt weiterhin die Firma Lichterloh, die in der Gumpendorfer Straße in Mariahilf und in der Absberggasse in Favoriten Vintage-Geschäfte führt. Im ehemaligen Ramsch soll ab Herbst 2020 ein Laden mit "gehobenem" Vintage-Zeugs eröffnet werden.
Dafür wird ab Sommer in der Neubaugasse umgebaut. Von Jänner bis Sommer wird im ehemaligen Ramsch ein Lichterloh-Outlet stattfinden, mit Kleinmöbeln aus den 1950er-Jahren. Auch andere Neubaugassen-Geschäfte sollen dort ihre Ware zu einem "Nice Price" verkaufen können, wie Lichterloh-Geschäftsführerin Dagmar Moser dem KURIER erzählt hat.