Chronik/Wien

Radweg für den Rennweg steht im Stau

Auf dem Rennweg fährt Herr Brammertz mit seinem Lastenrad nur, wenn es nicht anders geht. Und mit den Kindern schon gar nicht. Warum? „Der Rennweg ist oasch“, sagt er: kein Radweg, viele (parkende) Autos und dann auch noch Schienen.

Herr Brammertz hat Dienstagvormittag die Pop-up-Fahrradwerkstatt des ÖAMTC besucht (die Bremsen!) – und sich dabei auch über den Radweg-Vorschlag des ÖAMTC informiert, der dort, auf dem Vorplatz zum Palais Schwarzenberg, auf großen Visualisierungen gezeigt wird.

Geht es nach dem Autofahrerclub – ausgerechnet –, soll der Rennweg spätestens in ein paar Jahren nicht mehr so gefährlich sein wie jetzt. Mitte Juni ging der ÖAMTC, wie berichtet, unter dem Motto „Platz für alle am Rennweg“ mit einem Vorschlag für einen Radweg an die Öffentlichkeit, dem sogar die Radlobby durchaus etwas abgewinnen konnte. Vom Schwarzenbergplatz bis zum Fasanplatz soll demnach ein 3,50 Meter breiter und baulich getrennter Radweg errichtet werden. Allerdings einer für beide Fahrtrichtungen, was die Interessensvertretungen der Radfahrer kritisieren.

425.000 Radler

Jedenfalls hätte ein Radweg am Rennweg laut Matthias Nagler, Verkehrsexperte beim ÖAMTC, großes Potenzial. 425.000 Radfahrerinnen und Radfahrer könnten dort pro Jahr unterwegs sein – wenn sie bessere Bedingungen vorfinden würden.

Allein auf der Ausweichroute über die Neulinggasse sind laut ÖAMTC 230.000 Radfahrerinnen und Radfahrer pro Jahr unterwegs. Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ), der dem temporären Stützpunkt Dienstagvormittag einen Besuch abstattete, steht dem Radweg „grundsätzlich positiv“ gegenüber, wie er sagt. Allerdings gebe es auch „ein paar Wehwehchen“, um die man sich noch kümmern müsse. So müssten jedenfalls die derzeitigen Pläne für den Kreuzungsbereich Ungargasse/Rennweg/Fasangasse noch überarbeitet werden.

Nach Plänen des ÖAMTC soll die Linksabbiegespur an der Kreuzung Rennweg/Jacquingasse stadteinwärts auf die Gleise der Straßenbahnlinie 71 verlegt werden. Das würde bedeuten, dass die Straßenbahn wegen der Ampelregelung womöglich ausgebremst würde und die Autos, die ja dann auf den Schienen hinter der Straßenbahn nachfahren müssten, den Straßenabschnitt überlasten würden. „Das kann es nicht sein“, sagt Hohenberger. Nicht umsetzbar sei außerdem die geplante Haltestelle vor der italienischen Botschaft.

Weg ins Umland
Der  Zweirichtungsradweg  hätte laut ÖAMTC Potenzial für 425.000 Radfahrende jährlich. Und würde so für Alltagsradler den Weg ins Wiener Umland ebnen und eine schnellere Verbindung zwischen Ring und Landstraßer Gürtel bedeuten

Lastenräder
3,5 Meter soll der geplante Radweg  breit sein. Das soll auch E-Bikes oder Lastenrädern genug Platz verschaffen und ein sicheres Überholen ermöglichen

Gleistausch

Für den ÖAMTC ist weder das eine noch das andere Detail in Stein gemeißelt, man wollte lediglich einen Vorschlag machen, sagt Nagler. Die Wiener Linien jedenfalls begrüßen den Vorschlag, wie sie auf KURIER-Anfrage sagen. Wie der Bezirksvorsteher fürchten aber auch sie eine „erhebliche Beeinträchtigung“ des Fahrbetriebs durch den verlegten Linksabbieger.

Ob der Radweg am Rennweg kommt, entscheidet die Stadt. Wenn ja, dann werden jedenfalls auch gleich die Straßenbahngleise ausgetauscht.