Puppy Yoga verboten: Der Trendsport kommt nicht nach Wien
Von Johanna Worel & Stephanie Angerer
Ob Hot Yoga, Power Yoga oder Slow-Flow Yoga, in Wien wird so gut wie alles angeboten, nur eines nicht: Puppy Yoga.
Bei den Yoga-Klassen laufen die Welpen während der Übungen frei zwischen den Teilnehmern umher und können von diesen gestreichelt werden.
Das Veterinäramt der Stadt Wien war für die Prüfung des Antrags von Tania Singh und Kiranjot Kaur zuständig. Die beiden leiten bereits das Puppy-Yoga-Studio "Paws and Poses" in Bratislava und wollten einen weiteren Standort in Wien eröffnen. Die Anfrage ging Anfang des Jahres beim Veterinäramt der Stadt Wien ein.
"Bei diesem Verfahren wurde überprüft, ob beim Puppy Yoga das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigt wird, und ob die Tiere dadurch in ihren physiologischen und ethologischen Bedürfnissen überfordert werden", so Amtstierärztin Susanne Drechsler. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums handelt es sich dabei um den bisher einzigen Antrag in Österreich. "Da Tierschutz im Vollzug Landessache ist, sind derartige Anfragen auch an die zuständigen Bezirksverwaltungsbehörden der Länder zu richten", heißt es aus dem Ministerium.
Das Ministerium unterstützt die Entscheidung des Veterinäramts. "Aus Tierschutzsicht ist zweifelhaft, dass es sich dabei um eine tier- und altersgerechte Form der Beschäftigung für junge Tiere in einer sensiblen Phase der Sozialisierung handelt."
Auf KURIER-Anfrage wollten sich Singh und Kaur nicht dazu äußern.
- Am 29. April veröffentlichte das Ministerium in Rom den Erlass, Puppy Yoga als „tiergestützte Therapie“ einzustufen. Dafür dürfen nur erwachsene Tiere eingesetzt werden.
- Mehrere Tierschutzorganisationen hatten Beschwerde gegen diese neue Form des Yogas eingelegt und auch den kommerziellen Verleih der Welpen durch Hundezüchter an einschlägige Yogastudios kritisiert.
Entspannung oder Tierquälerei
Auch Eva Persy, Tierschutzombudsfrau der Stadt Wien, steht hinter dem Veterinäramt. Sie erzählt von den Stressfaktoren, denen die Welpen durch eine Yoga-Stunde ausgesetzt werden. "Vom Transport und der Unterbringung bis hin zu den Menschen, die sie streicheln und hochheben wollen, das ist einfach zu viel." Zuchttiere, also Rassehunde, werden in der Regel darauf trainiert, Familienhunde zu werden. Man solle sie also in alltägliche Situationen bringen, die auch in einem Familienalltag passieren, so Persy. "Wo ist da der Sinn? Ich verstehe einfach nicht, was daran in irgendeiner Weise gut oder sinnvoll ist. Woher nehmen sich die Menschen das Recht dazu?" Was für den Mensch also entspannend wirken soll, bewirke für die Hunde das Gegenteil.
Die Tierschutzombudsfrau betont, dass Puppy Yoga aber nicht mit Hundetherapie zu verwechseln ist. Therapiehunde werden lange und intensiv ausgebildet. Mit ihrem Besitzer müssen sie regelmäßig Schulungen besuchen, werden getestet und zusätzlich noch von einer externen Stelle begutachtet. "Vergleicht man Puppy Yoga mit Therapiehunden, vergleicht man quasi eintausend mit eins", sagt Persy.
Bei Yoga darf niemand verletzt werden
Puppy Yoga polarisiert auch unter kommerziellen Yoga-Anbietern. Erika Iluszko Smith, Besitzerin des Manas Yoga Studios in Wien, lehnt den Trendsport nicht aus Prinzip ab, es müssen aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Yoga sei laut ihr eine Reise, auf die sich Körper sowie Geist begeben. Wenn Welpen auf dieser Reise dabei sind, dann soll das in Ordnung sein.
Sie betont allerdings, dass bei der Praktizierung von Yoga niemand verletzt werden darf. Die Yoga-Lehrerin bezieht sich hier nicht nur auf körperliche, sondern auch auf psychische Gewalt. Dazu zählt unter anderem Stress
Der herabschauende Hund bleibt in Wien demnach der einzige "Vierbeiner" in den Yoga-Studios.