Chronik/Wien

Raser schrie nach Wahnsinnsfahrt in Wiener City: "Viel Spaß euch noch!"

Es war eine Wahnsinnsfahrt, die ein 40-jähriger Mann am 24. Juni in der Wiener City hinlegte: Mit bis zu 100 km/h raste er über den Ring, teils auf Straßenbahnschienen. Er schlängelte sich durch die anderen Fahrzeuge, als sein Heck ausbrach, mussten 15 Fußgänger zur Seite springen. Schließlich rammte er einen Radfahrer, der sich mit letzter Kraft an der Motorhaube festhielt, ehe das Auto zum Stillstand kam - weil sich das Rad unter dem Auto verklemmt hatte. Am Freitag wurde der Mann dafür rechtskräftig zu zwei Jahren Haft verurteilt - sechs Monate davon unbedingt.

Siegesruf

"Er hatte Blickkontakt zum Radfahrer vorher, hat noch beschleunigt", wirft die Staatsanwältin dem nun Angeklagten im Landesgericht für Strafsachen in Wien vor. Als der Mann aus dem Auto sprang, soll er einen Siegesruf von sich gegeben haben, wie ein Zeuge aussagte. Ein anderer will gehört haben, wie er schrie: "Viel Spaß euch noch!" "An dem Tag hat es ihm den Vogel komplett rausgehaut", fasst es die Staatsanwältin zusammen.

Wie sich herausstellte, hatte der Mann - von Beruf übrigens Taxifahrer - 1,44 Promille Alkohol im Blut. Bis zuletzt hatte er geleugnet, sprach von einem technischen Defekt.

Vor Gericht sagt sein Anwalt Nikolaus Rast: "Er wird ein volles Geständnis ablegen. Es hat sich alles so zugetragen." Warum? "Weil er sich zum ersten Mal besoffen ins Auto gesetzt hat. Er hat begonnen zu saufen. Und er kann Wein trinken, wie wir Wasser. Zudem hat er gekifft."

Nüchtern geworden

Der Angeklagte selbst meint: "Ich bin nüchtern geworden. Das war ein riesengroßer Fehler, den ich bereue."

Schon in der Vergangenheit plagte den Polen die Alkoholsucht. Auch seine Beziehung scheiterte daran. Er begab sich in Entzug. Erfolgreich. Doch dann war keine ambulante Therapie möglich - er hatte keine Krankenversicherung. Vier Tage vor dem Vorfall musste er seine Therapie abbrechen.

"Was wäre, wenn jemand die Therapie weiterbezahlt hätte?", fragt Richter Christian Gneist und erwartet keine Antwort darauf. Der Mann jedenfalls will wieder in Therapie. Wer sie bezahlt? Unklar.

An den Folgen der Wahnsinnsfahrt knabbert aber auch der betroffene Radfahrer, der mehrere Knochenbrüche erlitten hatte. "Das verheilt, aber er ist psychisch am Ende. Er war mehrere Monate im Krankenstand, hatte Probleme, das Haus zu verlassen", beschreibt Opfervertreterin Sonja Scheed. Sie fordert für ihren Mandanten 12.120 Euro. Der Angeklagte erkennt das an.