Missbrauch durch Wiener Lehrer: Weitere Betroffene meldeten sich
Erste Reaktionen gibt es auf Briefe, die vor kurzem an frühere Schülerinnen und Schüler sowie Beschäftigte einer Wiener Mittelschule verschickt worden sind, um weitere mögliche Missbrauchsopfer eines Lehrers zu finden. Die Bildungsdirektion weiß derzeit von 25 bestätigten Fällen. Darüber hinaus hätten sich seit Dienstag die Mutter eines Opfers und ein weiteres mögliches Opfer gemeldet, hieß es am Freitag aus der Bildungsdirektion.
"Weitere Rückmeldung haben uns noch nicht erreicht", teilte eine Sprecherin auf APA-Anfrage mit. Zwei weitere Betroffene hätten sich allerdings bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft gemeldet. Damit sind möglicherweise vier weitere Opfer des Pädagogen bekannt.
Datenträger und Bildmaterial
Wie die Bildungsdirektion einräumte, war bei dem Lehrer Datenträger mit Bildmaterial sichergestellt worden, das auf deutlich mehr als 25 von sexuellem Missbrauch betroffene Schüler hinweist: "Durch die Staatsanwaltschaft wissen wir, dass es weitere Fotos gibt, die keiner Person zugeordnet werden können. Die Bildungsdirektion kennt diese Fotos nicht und auch nicht, ob diese im schulischen Kontext entstanden sind."
Der Lehrer war seit Mitte der 1990er-Jahre an der Bildungsanstalt tätig. Nach einer Anzeige wurde bei ihm im Jahr 2019 eine Hausdurchsuchung durchgeführt, vor seiner Beschuldigteneinvernahme zu den Vorwürfen nahm er sich das Leben. Dass er seit 2004 an bzw. im Rahmen der Schule Übergriffe auf großteils noch unmündige Buben verübt und die Opfer fotografiert bzw. gefilmt haben dürfte, ist nach wie vor Gesprächsthema an der Schule. Auf die Frage, wie sich der Schulalltag dort gestalte, meinte die Bildungsdirektion, dieser verlaufe grundsätzlich gut: "Schwierig ist für die Schule das mediale Interesse, wie Kamerateams vor der Schule." Ein Schulpsychologe sei "jeden Tag anwesend" und stehe den Schülerinnen und Schülern sowie dem Personal bei Gesprächsbedarf zur Verfügung.
Ermittlungsverfahren eingestellt
Die Staatsanwaltschaft Wien hat das Ermittlungsverfahren gegen den Tatverdächtigen nach dessen Suizid eingestellt. Derzeit sind keine weiteren Ermittlungsstränge offen. Wie Behördensprecherin Nina Bussek auf APA-Anfrage sinngemäß erklärte, hat die Anklagebehörde bisher von keinen Umständen Kenntnis erlangt, die darauf hindeuten könnten, dass die Schulleitung oder die Schulbehörden Hinweise auf die Übergriffe erhalten hätten und diesen nicht entsprechend nachgegangen wären.