Mehr als tausend Amphibien in Wien gerettet
Bereits das dritte Jahr in Folge betreuten Freiwillige des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) den Amphibienschutzzaun beim Hanslteich. Zweimal täglich gehen die Tierschützerinnen und Tierschützer dabei von Ende Februar bis in den Mai hinein den Zaun ab, sammeln die Tiere, die zu den Gewässern streben um abzulaichen, in den 80 entlang des Zauns eingelassenen Kübeln ein und bringen sie sicher über die Straße.
Vor der Freilassung werden die - sämtlich auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehenden - Amphibien noch nach Art, Geschlecht und Anzahl dokumentiert. Zum Ende der Frühjahrs-Wandersaison wurde nun Bilanz gezogen. Insgesamt wurde beim Schutzzaun Halsteich heuer 1.175 Erdkröten, 43 Springfröschen, 11 Grasfröschen, 61 Molchen und 35 Feuersalamandern über die Straße geholfen.
Freude über Molche
Besonders die Zahl der geretteten Molche ließ beim VGT heuer Freude aufkommen – die Population habe gegenüber den Vorjahren offenbar einen Zuwachs erfahren, hieß es in einer Aussendung. Ebenfalls sehr wichtige Funde waren die fünf Alpenkammmolche (siehe großes Bild). Diese sind besonders gefährdet, ihr Schutz hat daher oberste Priorität. Erstmals wurde in diesem Teil des Wienerwalds auch ein kleiner, grüner Laubfrosch aus dem Kübel gezogen.
Heidi Lacroix leitet das Amphibienprojekt "Hanslteich“, dankt den vielen Ehrenamtlichen und fordert zugleich mehr Schutzmaßnahmen für die gefährdeten Tiere: "Die Situation für Amphibien ist in ganz Österreich dramatisch, in Wien besonders. Wir dürfen den Lebensraum der Tiere nicht weiter zerstören, sondern müssen durch bauliche Maßnahmen wie fixe Tunnelanlagen dafür sorgen, dass sie die letzten verbleibenden Laichgewässer nutzen können, ohne überfahren zu werden. Das ist ein ganz zentrales Anliegen für den Wildtierschutz der nächsten Jahre. Das Zaun-Kübel-Projekt am Hanslteich ist ein wichtiger erster Schritt zur statistischen Erfassung der Amphibien, die in diesem Bereich wandern.
Neben dem Hanslteich waren die Tierschützerinnen und Tierschützer heuer auch in der Amundsenstraße auf Höhe des Schottenhofs aktiv. 206 Tiere konnten dort vor dem Überfahrenwerden bewahrt werden, hauptsächlich Erdkröten sowie ein paar Frösche und Feuersalamander.
Zuletzt waren Tierfreundinnen und -freunde auch in der Mauerbachstraße auf Höhe des Schloss Laudon aktiv und trugen Tiere über die Straße. Besonders an dieser Stelle wäre eine fixe Tunnelanlage zum Schutz der Amphibien laut VGT dringend erforderlich.
Die Frühjahrswanderung ist nur eine von drei jährlichen Amphibien-Wanderbewegungen. Sobald die Kröten und Frösche ihre Metamorphose von der Larve zum Lungenatmer abgeschlossen haben, verlassen sie das Geburtsgewässer und ziehen in ihre Sommerquartiere im Wald. Im Herbst wandern die Tiere dann ein drittes Mal, nämlich ins Winterquartier. "Darum bitten wir Autofahrer:innen, auch nach dem Frühjahr die Verkehrsschilder für Wildtiere/Amphibien zu beachten und stets vorsichtig zu fahren. Wir kämpfen um jedes Tier, das nicht überfahren wird. Bitte helfen Sie mit", appelliert Lacroix.