Chronik/Wien

Mediation soll gesunden Ahornbaum vor der Säge retten

Kuriose Ausmaße nimmt der Streit um einen jahrzehntealten Ahornbaum auf der Wieden an. Die Frage, ob der gesunde Baum gefällt werden soll oder nicht, beschäftigt längst nicht nur die betroffene Hauseigentümergemeinschaft sowie die Hausverwaltung – sondern mittlerweile auch die Bezirkspolitik. Um zu einem Ergebnis zu kommen, hat Bezirkschefin Lea Halbwidl (SPÖ) nun sogar eine Mediation anberaumt.

Dabei klingt die Causa im ersten Moment denkbar unspektakulär: Da ein Ahornbaum im Innenhof eines Wohnhauses in der Graf-Starhemberg-Gasse den darunter befindlichen Keller beschädigt, möchte ihn die Hausverwaltung schon seit drei Jahren entfernen lassen. Die Erlaubnis des Magistratischen Bezirksamts liegt zwar vor. Gefällt wurde der Baum trotz mehrerer Anläufe aber noch immer nicht. Auch Dienstagfrüh zog die beauftragte Firma unverrichteter Dinge wieder ab.

Eigentümer stellt Hausverwalter einen Baum auf

Grund dafür sind Wohnungseigentümer wie Robert Hilger, der das Mikroklima im Innenhof erhalten will und alle Hebel in Bewegung setzt, um die Rodung zu verhindern. Unter anderem bat er die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein um Hilfe. Hilger ist aber nicht der einzige, der den Baum retten will. Abgesehen von anderen Hausparteien steigen auch die rote Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl und deren grüne Stellvertreterin Barbara Neuroth gegen die Rodung auf die Barrikaden. Bis dato mit Erfolg.

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Sozusagen auf der anderen Seite steht Hausverwalter Roman Wagner, der den Fällantrag beim Magistratischen Bezirksamt gestellt hat.

Er verweist auf eine Überprüfung durch die Baupolizei – die eine Beeinträchtigung des Kellers unter dem Innenhof bestätigt und eine „Gefahr für Personen und Sachen“ festgestellt habe. Als Hausverwalter habe er nach der österreichischen Rechtsordnung deshalb Handlungsbedarf, sagt Wagner.

"Hofboden wölbt sich"

Zumal ein hinzugezogener Statiker zwar „keine unmittelbare Einsturzgefahr“ attestiert, aber „weitere Maßnahmen“ für notwendig erachtet habe. „Der Hofboden wölbt sich bereits, die Gewölbe darunter sind durchfeuchtet und durchwurzelt“, erklärt Wagner. „Wenn da was passiert, haften wir als Hausverwaltung.“

Am Dienstag um 7 Uhr Früh hätte der Baum deswegen gefällt werden sollen. Schon wieder. Doch wie bereits im vergangenen Jahr scheiterte das Vorhaben am Widerstand von Hilger und seinen Nachbarn. Mehrere Hausparteien hätten sich geweigert, den Innenhof zu verlassen, damit der Baum gefällt werden kann, sagt Wagner.

Um auszuloten, „ob es möglich ist, die bauliche Substanz zu schützen und den gesunden Baum stehen zu lassen“, schlug Bezirkschefin Halbwidl nun für Anfang Juli eine Mediation vor.

Diese wird zwar von allen Seiten begrüßt. Hausverwalter Wagner stellt aber klar, dass sich an der grundsätzlichen Problematik mit der Haftung nichts ändern werde.