Chronik/Wien

Mädchenbande überfiel Touristen in Wohnung: "Wollten sie meier machen"

Die Mädchen haben sich herausgeputzt. Die falschen Wimpern sitzen, die Haare sind durch den Lockenstab gedreht, die High Heels wurden ausgepackt. Sie kichern, kauen Kaugummi. Das Rundherum passt allerdings nicht so richtig: Sie warten am Dienstag am Gang des Landesgerichts für Strafsachen in Wien auf ihre Verhandlung. Ihnen wird Raub und Nötigung vorgeworfen.

Im vergangenen April fuhren sie zu einer via Airbnb angemieteten Wohnung, um dort vier Jugendliche aus Linz zu überfallen. Denn, so die Überlegung der Mädchen (zum Tatzeitpunkt zwischen 16 und 19 Jahre alt, Anm.): Wer sich eine Wohnung anmieten kann, muss viel Geld haben. Mindestens 3.000 Euro Beute hatten sie erwartet. 

Dass Richterin Alexandra Skrdla die Angelegenheit nicht zum Kichern findet, merken die Mädchen schnell. "Den Kaugummi spucken Sie aus", fordert sie die Angeklagten auf. "Was machen Sie derzeit", fragt sie eine Angeklagte. "Nix", antwortet die junge Frau. "Wovon leben Sie dann?" - "MA 40", antwortet die Angeklagte. "Praktisch, ein guter Plan für die Zukunft." Alle vier Angeklagten haben weder Schulausbildung noch Job.

Über den Freund einer Angeklagten erfuhren die Mädchen, dass die Wohnung von vier Jugendlichen in Wien-Währing bezogen wurde. Doch die Jugendlichen würden Hilfe beim Einchecken brauchen. Der Gedanke zu helfen dürfte allerdings nicht an erster Stelle gestanden sein. "Wir wollten sie meier machen", gibt eine Angeklagte freimütig zu. "Was meinen Sie damit?", fragt die Staatsanwältin nach. "Na wir wollten sie ausrauben." Dafür holte eine der Angeklagten noch extra eine echt aussehende Plastikpistole von daheim. 

Burschen aus der Wohnung geschmissen

Die anwesenden Burschen wurden mit Drohungen aus der Wohnung "gebeten". "Natürlich hatten die Angst", erzählt eines der Mädchen. Schließlich befanden sich nur noch die zwei weiblichen Opfer und die vier Mädchen in der Wohnung. Erst wurden Zimmer und Koffer durchsucht. Doch Geld fand man keines. "Ich habe ihr Handy verlangt, weil meines schlechter war. Das war für mich in dem Moment das einfachste", gibt die 16-jährige Angeklagte zu. Als sich das Opfer weigerte, bekam es einen Fußtritt ins Gesicht. Zudem zog ein Mädchen noch sein T-Shirt hoch und zeigte seine Pistole.

Immer wieder entschuldigen die Mädchen die Tat mit dem Satz. "War eine schlechte Idee." Da platzt der Richterin der Geduldsfaden. "Das war nicht nur eine schlechte Idee. Sondern das sind viele. Da drohen Ihnen fünf Jahre Haft. Das ist fünf Mal Weihnachten und fünf Mal Geburtstag!" Und: "Zwischen einer blöden Entscheidung und einem Kapitalverbrechen liegt noch eine breite Latte!"

Zumindest jene 16-Jährige, die teure AirPods an sich genommen hatte, zeigt ein Zeichen der Reue. Anwalt Roland Friis übergibt dem Opfer im Namen der Mandantin eine Anzahlung in Höhe von 20 Euro. 

Die Urteile fallen mild aus: Die Mädchen werden zu bedingten Strafen zwischen 10 und 20 Monaten verurteilt; nicht rechtskräftig.