Chronik/Wien

Machetenmord-Prozess: "Opfer regelrecht zerhackt"

Der Tatort glich einem Gemetzel: Der 31-jährige Algerier Hamlaoui D. lag mit zahlreichen Schnitt- und Hiebwunden leblos vor der U-Bahn-Station Jägerstraße. Von einer "Hinrichtung" spricht die Staatsanwältin. Die Liste der Verletzungen umfasst eine ganze Seite in der Anklageschrift. Arme und Beine wurden dem Mann abgehackt.

Die mutmaßlichen Täter: Vier Landsleute im Alter von 21 bis 29 Jahren, die auf ihr Opfer mit einer Machete und Messern losgegangen sein sollen. Im Anschluss an die Tat ergriffen sie die Flucht. Einen Verdächtigen konnte die Polizei wenig später aus dem Donaukanal fischen, die anderen drei tauchten in Frankreich unter.

Nun sitzen die vier Männer wieder nebeneinander im Großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht für Strafsachen in Wien. Was sie verbindet, ist ihre Heimatstadt in Algerien: Constantine. Und, dass sie alle - auch das Opfer - in Wien Suchtgift verkauften.

"Für das, was ich Ihnen schildere, werden Sie einen starken Magen brauchen", warnt die Staatsanwältin die Geschworenen. "Die Männer haben ihren Widersacher in einen Park gelockt, wo er regelrecht zerhackt wurde."

Bis auf die Zähne bewaffnet seien die vier Angeklagte zu dem Treffen gekommen. Einer mit Machete, die anderen mit Messern. Als Hamlaoui D. ankommt, soll der Zweitangeklagte dem Oper sofort mit der Machete auf den Kopf eingedroschen haben. Daraufhin versucht das Opfer zu fliehen. "Es gibt eine Blutspur quer durch den Park", schildert die Staatsanwältin. Vor der U-Bahn-Station bricht das Opfer schließlich zusammen. 

Weiter malträtiert

Dort wird der Mann noch mit einem Pfefferspray eingesprüht und schließlich weiter mit Machete und Messern malträtiert. Zwei Zeugen, die gerade ein Kaffeehaus verlassen, versuchen noch zu helfen. Ohne Erfolg.

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Doch warum all das? Laut Anklägerin, weil drei der vier Angeklagten als Straßenläufer für den Toten arbeiteten und es Streit ums Geld gab. Der vierte Angeklagte wohnte mit dem Mann kurzfristig zusammen - bis man sich im Streit trennte.

70 Euro Tageshonorar

Nur einer der vier Angeklagten ist geständig. Es ist der 22-Jährige, der beim Opfer auch gewohnt hatte. "Drei Monate vorher bin ich nach Österreich gekommen, um Drogen zu verkaufen", berichtet der Algerier. 70 Euro habe er am Tag dafür bekommen.

Doch dann schmiss ihn das spätere Opfer aus der Wohnung. Anschließend habe ihn der Mann "immer wieder angerufen, mich bedroht und beschimpft. Das hat er auch bei meinen Freunden (gemeint sind die Mitangeklagten, Anm.) gemacht."

Einen Tag vor der Tat habe er Hamlaoui D. (begleitet von drei Bekannten) bei einer Kirche getroffen. "Plötzlich ist er mit einer Machete hinter mir hergelaufen. Aber ich konnte entkommen,", schildert der angeklagte 22-Jährige. Auch die anderen Angeklagten hätten ihm einen ähnlichen Vorfall geschildert.

Das Zusammentreffen in der Nacht auf den 20. April sei dennoch Zufall gewesen, sagt der junge Mann, der eine Machete und ein Pfefferspray mit sich führte. "Das spätere Opfer hat mich angegriffen. Ich habe mich mit der Machete gewehrt", schildert er. Doch mehrere Schläge mit seiner Waffe und den Einsatz von Pfefferspray gesteht er ein. "Es tut mir sehr leid", meint er.

Ob die anderen Angeklagten auch zugeschlagen oder -gestochen haben, "habe ich nicht gesehen", erklärt er. Sie seien dem Opfer zur U-Bahn-Station nachgelaufen und hätten "Polizei! Polizei!", geschrien.

Urteil am 20. März erwartet

"Ich habe sie in der Haft besucht. Sie waren wahnsinnig freundlich, fast unterwürfig. Lassen Sie sich von dieser Fassade nicht täuschen", warnt die Staatsanwältin beim Prozessauftakt.

Der Prozess ist für vier Tage anberaumt. Ein Urteil soll am 20. März fallen.