Einige 100 Kormorane an Wiener Ufern gesichtet - auch im Stadtpark
von Raphael Altmann
Grundsätzlich hält sich der Kormoran ganzjährig in Wien auf. Die Kolonien die man aktuell in Wien vorfindet, sind aber sogenannte Durchzügler. Sie halten sich vermehrt an der Neuen- und Alten Donau, sowie in der Lobau auf. Dort kann man aktuell 200-300 Kormorane beobachten, die zu einer europäischen Unterart gehören, welche überwiegend im osteuropäischen Raum aktuell etwa 400.000 Brutpaare zählt.
Überraschende Sichtung im Stadtpark
In diesem Jahr besonders ungewöhnlich ist dagegen das Vorkommen der Vögel an stillen Gewässern wie im Floridsdorfer Wasserpark und im Stadtpark, wie zuerst der ORF berichtete. "Dort wurden vor kurzem etwa 10 Kormorane gesichtet", sagt der Ornithologe Johannes Hohenegger vom Verein Birdlife. Durch das Zufrieren der Gewässer sind diese mittlerweile zum Teil jedoch schon wieder abgezogen.
Konflikte mit Fischern
Die Freude über die Tiere teilt aber nicht jeder: Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Fischern und Naturschützern, wie nicht zuletzt im Jahr 2010 als der Kormoran in Ulm zum Vogel des Jahres gekürt wurde und es zu einer Gegendemonstrationen von tausenden Fischern kam. Einige Fischer kritisieren, dass der Fischbestand durch die Anwesenheit der Kormorane zusätzlich schrumpft. Hohenegger sagt uns dazu, dass man zwischen ökonomischen und ökologischen Problemen unterscheiden müsse. Er streitet nicht ab das der Kormoran bedrohte Fischarten unter Druck setzen kann. Trotz dessen sehe er bei dem Vogel nicht die Ursache für das Aussterben. "Maßnahmen zur Vertreibung und Erschießung der Vögel sind billige Symptombekämpfung" erklärt er.
Rückgang in Österreich
Trotz der europaweit stabilen Population der Kormorane ist ein Rückgang des Bestands in Österreich zu verzeichnen. Am Neusiedlersee und in der Wachau ist der Brutbestand bereits temporär erloschen. "In diesem Jahr ist die Zahl der gemeldeten Sichtungen geringer als die im Vorjahr" sagt Hohenegger.
Die Gründe für den Rückgang in Österreich sind vielfältig. Der Klimawandel im Osten des Landes und die Zunahme des Seeadlers haben einen Einfluss, ebenso wie die intensive legale Bejagung der Kormorane. Zusätzlich werden Brutkolonien zum Teil illegal gestört, was ebenfalls den Bestand weiter gefährdet.