Chronik/Wien

Festplatten im Garten vergraben: So enttarnte dieser Hund Pädophilen

Seit dem Jahr 2014 gibt es nur einen Trend, wenn es um Anzeigen bei Kindesmissbrauch im Internet geht - steigend.

Wurden 2014 insgesamt 465 Anzeigen im Bereich der pornografischen Darstellungen Minderjähriger eingebracht, so waren es 2023 laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2.245 Delikte, die erfasst wurden. Fast fünf Mal so viele wie vor knapp zehn Jahren.

Die Schicksale hinter den Zahlen kennt kaum jemand als besser als Jürgen Ungerböck, Leiter des Referats Sexualdelikte und Kinderpornografie im Bundeskriminalamt.

Am Donnerstag wurde eben dort ein Rückblick auf das Jahr 2023 aus kriminalistischer Sicht gegeben, so wie neue Herangehensweisen im Kampf gegen die Täter präsentiert. 

Und diese sind vor allem tierisch.

Getarnte USB-Sticks

Denn Verdächtige, von denen im vergangenen Jahr 464 ausgeforscht werden konnten, verstecken ihr Missbrauchsmaterial immer besser. Einerseits auf USB-Sticks, die nicht selten als Feuerzeuge, Kugelschreiber oder Lippenstift getarnt sind. Andererseits auch in geheimen Verstecken.

Hier setzt die österreichische Polizei nun auf die Unterstützung von sogenannten Datenspürhunden, die von der bayerischen Polizei in der Diensthundeschule Herzogau-Waldmünchen ausgebildet werden. Zwei davon, Dimi und Chip, kamen den Ermittlern dabei bereits im Frühjahr bei Ermittlungen zu Hilfe.

Bei einer Hausdurchsuchung in Österreich wollte der Verdächtige keine Hinweise auf Datenträger Preis geben, auf denen kinderpornografische Darstellungen abgespeichert gewesen sein sollen.

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Bis die Ermittler die Datenspürhunde einsetzten. "Die Tiere hatten innerhalb kürzester Zeit mehrere Festplatten, die im Garten vergraben waren, erschnüffelt. Die Ermittler haben diese dann ausgegraben", erzählt Dieter Csefan, Abteilungsleiter im Bundeskriminalamt.

"Die Liegenschaft, die es zu durchsuchen gab, war riesig. Somit war der Einsatz der Hunde von großem Vorteil", ergänzt Ungerböck.

Zwei Spürnasen für Österreich

Zwei dieser Superspürnasen sind mittlerweile speziell für Österreich ausgebildet worden. "Die Vierbeiner, die in Oberösterreich stationiert sind, werden nicht nur bei Verdachtsfällen von Online-Kindesmissbrauch, sondern auch bei Wirtschafts- und Cybercrime-Delikten in ganz Österreich eingesetzt", erklärt Ungerböck.

Für die Ermittler selbst werden die Fälle unterdessen immer fordernder. Ein Grund sind die steigenden Datenmengen, die viele Pädo-Kriminelle regelrecht horten. So musste ein Ermittler im Jahr 2023 rund eine Million Daten sichten, die einzig und allein aus einem Fall stammten. 

Den Tatverdächtigen wurde dabei der Besitz von Kindesmissbrauchsmaterial, Kindesmissbrauch und Live-Streaming vorgeworfen. Bei letzterem geben die Täter in Echtzeit per Chat Anweisungen für den Missbrauch eines Kindes, das sich meist auf den Philippinen befindet.

Kinder als Opfer

"Hinter jeder Missbrauchsdarstellung steht ein Kind, das Opfer sexualisierter Gewalt wurde. Auch wenn die Datenmengen obgleich des vereinfachten Zugangs zum Internet immer weiter ansteigen, kämpfen die Ermittler mit vollem Elan gegen diese Form der Kriminalität an", erklärte auch Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts. 

Spezielles Tool

Um einen Überblick über die Datenmengen, die von den Verdächtigen meist weiter und weiter geteilt werden, zu behalten, setzten die Ermittler auf das National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC). Eine NGO, die verdächtige Meldungen von sozialen Medien sammelt und weiter leitet.

NCMEC ermöglicht es, dass bereits gesichtetes Kindesmissbrauchs-Material kategorisiert wird und führt eine Vorkategorisierung durch. 

"Das erleichtert uns die Arbeit wesentlich. Weil die Ermittler nur mehr jene Bilder erhalten, die neu sind", sagt Csefan.

So wird es für die Ermittler leichter zu erkennen, ob es sich um alte, bereits bekannte Missbrauchsdarstellung handelt. Oder eben aktuelle Fälle, die ein rasches Eingreifen erfordern.

Und auch bei den NCMEC-Meldungen gibt es nur einen Trend - steigend. Von 2.748 im Jahr 2017 auf 15.882 im Jahr 2023. Fast eine Versechsfachung.

 

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