Wenn im Kindergarten die Erwachsenen Deutsch lernen
Von Anna Strobl
Begeistert singen eine Handvoll Kindergartenkinder „Little Ladybug“ mit zwei Betreuerinnen. Die Umgangssprache im bilingualen Kindergarten der „Kinder in Wien (KIWI)“ am Standort Breitensee ist Englisch.
Das soll sich eigentlich auch nicht ändern. Dennoch gibt es eine Neuerung im Kindergarten: Drei der vier ausländischen Kindergartenassistentinnen besuchen einen Deutschkurs.
Dem zugrunde liegt eine Initiative des Integrationsservice für Fachkräfte des Österreichische Integrationsfonds (ÖIF). Seit Herbst 2023 hat der ÖIF eines zum Ziel: Den Fachkräftemangel in Österreich zu reduzieren.
Bundesweit herrscht derzeit in 110 Berufen ein Mangel. Auch in Kindergärten wird die Personalfrage immer schwieriger.
Um dem hohen Personalbedarf dort nachzukommen, unterstützt der ÖIF ausländische Fachkräfte im Elementarbereich beim Deutschlernen. Ähnliches gibt es bereits in der Pflege: Aktuell nehmen 110 Pflegekräfte an ÖIF-Deutschkursen teil.
Für Fachkräfte, also in dem Fall Kindergartenassistenten und angehende Elementarpädagogen, werden eigene berufsbegleitende Deutschkurse angeboten. In den Wiener Kooperationskindergärten der "Wiener Kinderfreunde" sowie der "Kinder in Wien (KIWI)" sind es derzeit rund 100 Teilnehmer.
Diese finden seit letzter Woche online und in Präsenz statt. Die Termine werden an Randzeiten abgehalten, um die Teilnahme neben dem Beruf zu erleichtern. Bis August läuft der erste Durchgang, danach sollen Kurse im nächsthöheren Niveau besucht werden können, heißt es von Seiten des ÖIF. Auch eine Ausweitung des Angebots auf weitere Bundesländer sei zukünftig möglich.
Fachkräftemangel entgegenwirken
Neben Unterstützung beim Deutschlernen bietet das ÖIF-Integrationsservice für Fachkräfte finanzielle Unterstützung für Kosten in Zusammenhang mit der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen sowie Beratungen und Seminare zum Leben und Arbeiten in Österreich.
"Der Bedarf an Fachkräften macht sich auch in der Kinderbetreuung bemerkbar. Daher fördert das ÖIF-Integrationsservice für Fachkräfte Deutschkurse für Kindergartenassistenten mit Deutschförderbedarf", so Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Das Projekt zeige, dass es möglich ist, sowohl berufstätig zu sein als auch die Sprache zu lernen, sagt die Ministerin.
Mit mehr Qualifizierung weniger Mangel
"In erster Linie geht es um die Kinder. Um eine gute Qualität im Kindergarten gewährleisten zu können, ist es wichtig, dass sich unsere Betreuer bestmöglich integrieren können", so KIWI-Breitensee Standortleiterin Loretta Straatman. Es sei wichtig, dass pädagogische Inhalte verstanden werden. Außerdem seien Fortbildungen durch die Sprachkenntnisse leichter zugänglich, meint Straatman.
Das Deutschkursangebot soll zudem interessierte Assistenten am Weg zum Elementarpädagogen begleiten, denn für diesen Beruf ist ein Sprachniveau von C1 ("Kompetente Sprachverwendung") erforderlich.