Keine Strafe nach Dom-Verbot
Von Bernhard Ichner
Für den stellvertretenden Berufsschuldirektor, der einer zur Hälfte aus Muslimen bestehenden Klasse einen Besuch des Stephansdoms untersagt haben soll, bleibt die Causa ohne Konsequenzen. Das Zitat, die muslimischen Schüler könnten in der Kirche "Kreuze herunterreißen" konnte nicht verifiziert werden, heißt es beim Wiener Stadtschulrat.
Wie berichtet, war die Aufregung an einer Mariahilfer Berufsschule groß: Am letzten Schultag vor Weihnachten wollten die Schüler der 2H mit ihrem Klassenvorstand einen Ausflug in den Stephansdom machen. Doch der stellvertretende Schulleiter schob dem einen Riegel vor. Angeblich, weil er befürchtete, die muslimischen Schüler könnten sich in der Kirche danebenbenehmen – zumindest kommunizierte die Lehrerin das so in der Klasse.
In einer kollektiven Aktion formulierten die Schüler der 2H daraufhin einen Beschwerdebrief an den Stadtschulrat. Sie seien ob der Unterstellung "am Boden zerstört gewesen", berichtete der türkischstämmige Schüler Cevat T.
Die Untersuchung durch den Stadtschulrat führte allerdings zu keinem Ergebnis. Letztlich könne "ein Missverständnis" nicht ausgeschlossen werden", erklärt Landesschulinspektor Ernst Reiffenstein.
Aussage gegen Aussage
Der stellvertretende Direktor habe auf den Vorwurf betroffen reagiert und beteuert, so etwas nicht gesagt zu haben. Und die Klassenlehrerin habe ihre ursprüngliche Wahrnehmung mangels genauer Erinnerung relativiert. Zudem sei der Dom-Besuch in einem Vieraugengespräch untersagt worden. Was wirklich gesagt wurde, sei daher nicht zu beweisen. Letztlich stehe Aussage gegen Aussage.
Dass der Besuch des Stephansdoms nicht gestattet wurde, habe keinen rassistischen Hintergrund, erläutert Reiffenstein. "Es gibt in Berufsschulen keine Ausflüge – nur Lehrausgänge, die den Unterricht ergänzen. Der Kirchenbesuch war nicht ausreichend vorbereitet."
Man werde aber wachsam bleiben, versichert Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Aussagen, wie die kolportierte, seien nicht tolerierbar.
Bei der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) glaubt man der ursprünglichen Darstellung – "warum sollte der Klassenvorstand so etwas erfinden", fragt Sprecherin Dudu Kücügöl. Sie plädiert dafür, Lehrpersonal mittels Weiterbildung für die Lebenswelt junger Muslime zu sensibilisieren.
Lesen Sie hier die Vorgeschichte: Muslime durften Dom nicht besuchen