Chronik/Wien

Wiederkehr über Jugendkriminalität: "Das sind für mich Gfraster"

Der Wiener Bildungs-, Jugend- und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) fordert vom Bund ein Maßnahmenpaket gegen Jugendkriminalität.

Gewaltsame Auseinandersetzungen einzelner Banden hatten in Wien zuletzt für Aufsehen gesorgt. Wie im Gespräch mit Armin Wolf in der ZIB 2 erwähnt, erlebe Wiederkehr ein harmonisches Zusammenleben verschiedener Gruppen. Es gäbe aber auch Personen, die sich nicht anpassen wollen. Er erklärt: "Das sind für mich Gfraster, da braucht es härtere Maßnahmen". Wiederkehr hat dazu einen Fünf-Punkte-Plan erarbeitet, den er dem Bund zur Umsetzung empfiehlt.

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Darin enthalten sind auch Maßnahmen bzw. Sanktionen gegen unmündige Täter, wie er im APA-Gespräch erläuterte. Er plädiert auf strengere Waffenverbote und mehr Jugendarbeit.

"Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten vermehrt Jugendkriminalität in Wien gesehen. Das ist eine neue Dimension in der Intensität und vor allem auch im Alter der Täter", sagte Wiederkehr. Wenn Messer gezückt werden, brauche es polizeiliche Intervention.

Wien sei "ausgehungert" worden

Dies sei vor allem ein Sicherheitsthema. Das Innenministerium und der Bund müssten einen entsprechenden Aktionsplan erarbeiten, forderte er. Zum einen brauche es 1.000 zusätzliche Stellen bei der Polizei. Wien sei hier zuletzt "ausgehungert" worden, zeigte sich der Ressortchef überzeugt. Linz habe zum Beispiel doppelt so viele Polizeikräfte wie das gleich große Wien-Favoriten. Außerdem eine flächendeckende, polizeiliche Intervention an jeder Schule. Bis heute gäbe es keinerlei Unterstützung vom Bildungsministerium unter Polaschek in den Wiener Schulen. 

Armin Wolf hakte im Gespräch nach, wie denn die Lage für den Herbst in puncto Schulen aussähe, woraufhin Wiederkehr versicherte: "Ich kann garantieren, dass alle Kinder in Wien einen Schulplatz und auch eine Lehrkraft haben werden".

Auch eine rasche Abschiebung straffälliger Asylwerber oder subsidiär Schutzberechtigter sei nötig, befand Wiederkehr. Hier sei der Bund ebenfalls säumig, etwa wenn es zu schweren Körperverletzungen gegen Polizisten komme. Auch die Wiedereinführung eines Jugendgerichtshofs erachtete der Stadtrat als sinnvoll. Dieser könne sich spezifisch mit jugendlichen Straftätern auseinandersetzen.

Wiederkehr plädierte auch für ein spezielles Angebot für Jugendliche - sogenannte Neustartprogramme. Auch strafunmündige Personen sollten zur Teilnahme daran verpflichtend werden können, forderte Wiederkehr. Denn derzeit gebe es kaum Handhabe gegen diese Personen. Geschehen soll das in eigenen Einrichtungen: "Das soll außerhalb des Alltags sein."

Die Zwangsmaßnahme sollte über die Kinder- und Jugendhilfe abgewickelt werden. In den Programmen müssten die Betroffenen pädagogisch begleitet werden. Sie könnten dort ihr Verhalten reflektieren. Dies solle an eigenen Orten geschehen, auch außerhalb von Wien - um zu verhindern, dass die Jugendlichen etwa weiter in der Schule für Störungen sorgen, erläuterte Wiederkehr.

Ein großes Problem sei auch Arbeitslosigkeit bei migrantischen Jugendlichen, wie Wiederkehr in der ZIB 2 erklärt: "Wir haben aber eine extrem hohe Arbeitslosigkeit bei Syrern". Demnach solle ein arbeitsloser syrischer Jugendlicher auch einen Job in Tirol annehmen müssen, wenn dieser in Wien keinen Arbeitsplatz findet.

Strafmündigkeitsalter nicht senken

Eine Absenkung des Alters der Strafmündigkeit lehnt er ab. "Weil ich halte nichts davon, Zwölfjährige ins Gefängnis zu stecken. Dadurch entstehen mehr kriminelle Taten als weniger." Zwölfjährige müssten aber auch Konsequenzen erleben müssen. Es gebe Gewalttäter, "die glauben, es kann ihnen nichts passieren". Das sei inakzeptabel, befand Wiederkehr.

Er hat zuletzt wiederholt auch den Wunsch geäußert, auch Eltern, die etwa zu Gesprächen in der Schule nicht erscheinen, zu sanktionieren. Auch hier, so betonte er, bräuchte es ebenfalls eine bundesgesetzliche Regelung. Das stehe im Bund sogar in der Koalitionsvereinbarung, gab der Neos-Politiker zu bedenken.