Hilfe für Jugendliche: Neos fordern queeres Jugendzentrum
Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Pride-Monats Juni haben die Wiener Neos am Montag trotz "vieler Fortschritte in den letzten Jahrzehnten“ weitere Schritte der Stadt Wien für die LGBTIQ*-Community, also lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intergeschlechtliche und queere Personen, verlangt.
Es gebe noch viel zu tun, denn "sichtbare Zeichen der Gleichberechtigung in der Stadt zu setzen, ruft teilweise immer noch Widerstand hervor", sagte Neos-Gemeinderat Thomas Weber. Etwa im FPÖ-regierten Simmering, das dem Aufstellen von Regenbogenbänken und dem Anbringen von Regenbogenfahnen am Amtshaus immer wieder "Steine in den Weg legt“.
Auch zeige laut Weber eine Studie mit mehr als 3.100 TeilnehmerInnen, dass vier von fünf Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung im öffentlichen Raum beschimpft worden seien. "Deshalb ist es so wichtig, Sichtbarkeit zu schaffen, denn diese erzeugt im Kampf gegen Diskriminierung Bewusstsein bei der Bevölkerung“.
Forderung der Community
Nach dem Vorbild anderer europäischer Städte wie Brüssel oder Berlin verlangte Weber die Schaffung eines "queeren Jugendzentrums“. Die Neos würden in einer der kommenden Gemeinderatssitzungen einen diesbezüglichen Antrag einbringen.
Damit tragen die Liberalen eine Forderung der Community in den Gemeinderat. Die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien hatte erst vergangenen Freitag ein auf den speziellen Bedarf von LGBTIQ-Jugendlichen zugeschnittenes Jugendzentrum mit professionell geschulten Kräften gefordert.
In klassischen Jugendzentren sei ein Coming-out für Jugendliche oft schwierig, erklärte Ian Allbauer, Jugendreferent der HOSI Wien: "Außerdem kann man dort oft weder andere LGBTIQ-Jugendliche zwanglos treffen noch sind die Angestellten immer mit der Thematik vertraut." Häufig müssten Jugendliche dort Fragen der BetreuerInnen beantworten, statt diese stellen zu können.“
Lebensgefährlich
Wie ernst der Hintergrund dieses Anliegens ist, erläuterte die bisherige Jugendreferentin und nunmehr neue Obfrau der HOSI Wien, Ann-Sophie Otte: "Jugendliche, die ihre eigene sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität erst entdecken, sind oft besonders allein. LGBTIQ-feindliche Beschimpfungen in Schulen sind keine Seltenheit, und selbst in ihren Familien werden sie oft nicht akzeptiert. Das führt zu einer bis zu sechsmal höheren Suizidalität. Um das zu ändern, braucht es Profis.“
Zwar gebe es in Wien Anlaufstellen für LGBTIQ-Jugendliche, diese würden jedoch weitgehend ehrenamtlich getragen und kämen dadurch immer öfter an ihre Grenzen. Nach Ansicht der HOSI braucht es daher ein ergänzendes Angebot. Wichtig sei zusätzlich, dass ein solches Jugendzentrum "unabhängig, selbstverwaltet und stark in der Community verankert ist.“