Gesuchter ICE-Attentäter in Wiener Gemeindebau gefasst
Ein in Zusammenhang mit den Anschlägen auf ICE-Züge in Deutschland gesuchter Verdächtiger ist in Wien festgenommen worden. Es handelt sich dabei um einen 42-jährigen anerkannten Flüchtling aus dem Irak. Einen entsprechenden Bericht der Kronen Zeitung hat die Staatsanwaltschaft Wien prinzipiell bestätigt, allerdings das dort genannte Alter korrigiert.
Der Mann wurde von der der Elite-Einheit Cobra in einem Wiener Gemeindebau verhaftet. Gestern gab es in diesem Zusammenhang eine Razzia in Wien-Simmering. Der Verfassungsschutz (BVT) koordinierte die Aktion.
Auf die Spur kamen die deutschen Ermittler angeblich durch ein Bekennerschreiben des IS in arabischer Schrift beziehungsweise über den dafür verwendeten Drucker. Offenbar gibt es vermutlich auch Verbindungen zu den elf mutmaßlichen Terroristen in Deutschland, die erst vor wenigen Tagen im Großraum Frankfurt verhaftet wurden.
Der Verdächtige studierte an der TU Wien und ist Vater fünf Kindern. Weiters soll er bei einer Security-Firma beschäftigt sein und Zugang etwa zu Fußballstadien haben. Offenbar verherrlichte er auf seinem Facebook-Account verschiedene Anschläge, etwa jenen in Nizza. Auch soll er dazu aufgerufen haben, Revanche für den rechtsradikalen Anschlag in Neuseeland zu nehmen. Auch für den ehemaligen irakischen Diktator Saddam Hussein hatte er Sympathien.
Laut Anwalt nichts mit Terrorismus am Hut
Laut seinem Anwalt, dem Wiener Strafverteidiger Wolfgang Blaschitz, hat Qaeser A. zugegeben für die versuchten Anschläge auf die ICE-Züge in Deutschland verantwortlich zu sein. „Aber er beteuert, mit Terrorismus nichts am Hut zu haben. Die Attentate hätten eine politische Message an die deutsche Regierung sein sollen“, sagt Blaschitz. Wie das genau gemeint ist, habe er auf Grund der Sprachprobleme mit seinem Mandanten am Dienstag noch nicht klären können. Eine Auslieferung nach Deutschland will Qaeser A. mit allen Mitteln verhindern.
Bei den Anschlägen wurde im Oktober 2018 ein Drahtseil über die Trasse gespannt und im Februar 2019 wurden Steinplatten auf die Gleise gelegt. Wie durch ein Wunder gab es nur Sachschaden an den Zügen. Die Frontscheibe eines ICE wurde durch das zu dünne Seil beschädigt, der Zug entgleiste aber nicht, weshalb nur Sachschaden entstand. Ein zurück gelassenes Graffito führte zunächst zu einem still gelegten Twitter-Account.
Laut Ermittlern sollte es bei den Anschlägen "so viele Tote wie möglich geben". Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigt, dass es "nur aufgrund eines technischen Fehlers nicht zur geplanten Tötung von Menschen kam".
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobte die hervorragende Arbeit der Ermittler. "Dank der hervorragenden internationalen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich konnte damit der vermutlich hochgefährliche Täter aus dem Verkehr gezogen werden", erklärte Hermann in einer Aussendung. "Die Ermittlungen werden jetzt mit Hochdruck fortgeführt, um die weiteren Hintergründe aufzuklären", kündigte Herrmann an. Das betreffe insbesondere einen möglichen Bezug der Taten zum "Islamischen Staat" und die Frage, ob es Hintermänner gegeben haben könnte.
Die komplette Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Wien:
Die Staatsanwaltschaft Wien hat am 25. März 2019 die Festnahme eines in Wien wohnhaften 42-jährigen irakischen Staatsangehörigen angeordnet, der im dringenden Verdacht steht, im Oktober und Dezember 2018 in Deutschland terroristische Anschläge auf Bahnstrecken durchgeführt zu haben. Nur aufgrund eines technischen Fehlers kam es nicht zur geplanten Tötung von Menschen. In Tatortnähe aufgefundene Schriftstücke in arabischer Sprache sowie eine Flagge des sogenannten Islamischen Staates begründen einen terroristischen Tatverdacht.
Gemeinsam mit deutschen und europäischen Behörden werden derzeit umfangreiche und intensive Ermittlungen geführt.
Dem Beschuldigten liegt das Verbrechen der terroristischen Straftat des versuchten Mordes, der terroristischen Straftat der schweren Sachbeschädigung, der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation zur Last. Die Strafdrohung beträgt bis zu lebenslanger Freiheitsstrafe.
Der Beschuldigte zeigt sich tatsachengeständig, bestreitet jedoch einen terroristischen Hintergrund. Die Einlieferung in die Justizanstalt Josefstadt wurde angeordnet.