Chronik/Wien

Gendarmen-Mörder vergiftete sich in der Zelle

Ab kommendem Montag hätte er wegen Mordversuchs in Wien vor Gericht stehen sollen - doch so weit kommt es nun nicht. Der verurteilte Gendarmen-Mörder Amyn Radwan Gindia hat in der Nacht auf Donnerstag Selbstmord in seiner Zelle verübt. Er soll sich vergiftet haben.

Das bestätigt sein Rechtsanwalt Rudolf Mayer, der zuletzt am Dienstag Kontakt mit seinem Mandanten hatte. "Das bestätigt auch, wie er sich zum jüngsten Vorfall verantwortet hat: Er wollte einen "Suicide by Cop", sagt Mayer. Das bedeutet: Er habe nach einem gescheiterten Einbruchsversuch nur in Richtung der Polizisten geschossen um selbst erschossen zu werden.

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Gindia war bereits im März 1992wegen Doppelmordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er hatte 1987 einen türkischen Waffenschieber bei Hagenbrunn (NÖ) in einen Hinterhalt gelockt und erschossen.

1989 tötete er in Maria Lanzendorf (NÖ) einen 33-Jährigen Gendarmen mit zwei Kopfschüssen. Der Beamte hatte ihn im Zuge einer Fahndung nach Einbrechern einer Personenkontrolle unterziehen wollen. Nach 24 Jahren in Haft wurde er im November 2014 bedingt entlassen. Nur drei Monate später lieferte sich der 48-jährige gebürtige Libanese erneut ein Feuergefecht mit der Polizei.

Nach dem gescheiterten Coup auf eine Apotheke in einem Shoppingcenter in Wien-Floridsdorf am 23. Februar 2015, bei dem er mit einem Komplizen Potenzmittel und Suchtmittelpräparate erbeuten wollte, floh Gindia. Als ihn die Beamten verfolgten, drehte er sich mehrfach um und gab mehrere Schüsse aus einer Glock 17 ab. Dass er nicht traf, war laut seinem Verteidiger geplant. Denn Gindia sei ein hervorragender Schütze gewesen und die Polizisten nur drei oder vier Meter entfernt. "Er war Wiener Jugendmeister im Schießen, später dann Trainer für Combatschießen (kampforientiertes Schusstraining mit Handfeuerwaffen). Nach seiner Haftentlassung habe er sofort wieder mit dem Training begonnen.

Gindia wurde schließlich von drei Projektilen aus den Dienstwaffen der Beamten getroffen und schwer verletzt. Doch er überlebte.

Selbstmorde in Haft

Es ist nicht das erste Mal, dass sich prominente Angeklagte während eines Verfahrens das Leben genommen haben. Im Februar 2015, wenige Stunden, bevor er als Zeuge in einem Erpressungsprozess auftreten hätte sollen, fanden Justizwachebeamte die Leiche von Rakhat Aliyev. Der ehemalige kasachische Botschafter in Wien, gegen den wegen Doppelmordes ermittelt wurde, dürfte sich mit Mullbinden in seiner Einzelzelle erhängt haben.

Der mutmaßliche Mafia-Pate Jeremiasz Baranski erhängte sich im Mai 2003 in seiner Zelle in der Justizanstalt Josefstadt. Gegen ihn war im Straflandesgericht ein Schwurprozess im Gang, in dem es unter anderem um den Mord am früheren polnischen Sportminister Jacek Debski ging, den Baranski in Auftrag gegeben haben soll.

Der Briefbombenbauer Franz Fuchs verübt in seiner Zelle in der Grazer Vollzugsanstalt Karlau im Februar 2000 Selbstmord. Der 50-jährige Südsteirer, der mit seiner Briefbombenserie die Republik erschüttert hatte, erhängt sich mit dem Kabel eines Rasierapparats.

In der Nacht, nachdem er in Graz wegen neunfachen Mordes erneut zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, beendet der „Häfnliterat“ Jack Unterweger im Juni 1994 in der Justizanstalt (JA) Graz-Jakomini sein Leben. Unterweger - 1974 als Frauenmörder erstmals zu lebenslang verurteilt und 1990 bedingt entlassen - galt zunächst als Paradebeispiel einer gelungenen Resozialisierung, ehe er knapp zwei Jahre später als dringend tatverdächtiger Serienmörder neuerlich festgenommen wurde. Wenige Stunden nach seiner erstinstanzlichen Verurteilung erhängt sich Unterweger in seiner Zelle mit der Kordel seiner Jogginghose.