Angeschossener Doppelmörder laut Justiz "psychisch gesund"

Gindia beim Prozess 1992, der mit lebenslanger Haft für ihn endete.
Nach 24 Jahren Haft schoss Gindia wieder auf Polizisten und wollte eine Handgranate zünden.

Amyn Radwan Gindia ist aus dem Koma erwacht. Der 47-Jährige hat die Schüsse der Polizisten in der Nacht auf Dienstag überlebt – allem Anschein nach gegen seinen Willen. Nachdem der Ex-Häftling in eine Drogerie in Wien-Floridsdorf eindrang und auf der Flucht von fünf Polizeikugeln getroffen wurde, wollte er mit letzter Kraft noch eine Handgranate zünden. Jedes Mittel war ihm recht, um nicht wieder ins Gefängnis zu müssen. Der Suizidversuch misslang, und nun stehen dem Doppelmörder weitere Jahre im Gefängnis bevor. Dort verbrachte er mehr als sein halbes Leben.

Gindias kriminelle Karriere erreichte 1989 ihren Höhepunkt und auch das vorläufige Ende. Mit einem Auto voller illegaler Waffen geriet der damals 22-Jährige in eine Verkehrskontrolle in Maria Lanzendorf (NÖ) und tötete einen Gendarmen mit zwei Kopfschüssen. Zwei Jahre zuvor hatte er einen Drogendealer ermordet, konnte aber nicht gefasst werden. Erst 1992 folgte das Urteil: Lebenslange Haft.

Hochsicherheit

Das Leben im Gefängnis verabscheute Amyn Radwan Gindia zutiefst. Seine Meinung über die "menschenrechtsverletzenden und folterähnlichen" Haftbedingungen tat er gerne in der Öffentlichkeit kund. Im Augustin vom Oktober 2013 beklagte er sich über Isolationszellen, die soziale Kontakte unmöglich machen würden. Gindia sei "rechtskundig wie ein Anwalt" hieß es weiter. In seiner Zeit in der Justizanstalt Stein strebte der Doppelmörder unter anderem ein Verfahren gegen den ehemaligen Gefängnisleiter Christian Timm an.

In Stein saß Gindia bis 2009 im Erdgeschoß des Westtrakts. Dort sitzen die, die in Österreich als extrem gefährlich gelten. 2009 folgte die Überstellung in die Justizanstalt Garsten. "Das hat nichts damit zu tun, dass er ein Querulant war. Es ist normal, dass Lebenslange im Laufe ihrer Haftzeit rotieren" erklärt der dortige Sicherheitschef Erich Huber-Günsthofer. Gindia habe alle Therapien abgeschlossen und wurde nach 24 Jahren als "psychisch gesund" entlassen.

"Das ist länger als beim durchschnittlichen lebenslangen Häftling, der nach 22,5 Jahre freikommt", sagt Huber-Günsthofer. Gindia wäre nun eine zehnjährige "Probezeit" mit Bewährungshilfe bevorgestanden, die er aber umging. Er meldete seinen Wohnsitz in Ägypten, der Heimat seines Vaters. Eine Eidesstattliche Erklärung hätte seine Abreise sicherstellen sollen. Warum Gindia aber vier Monate nach seiner Entlassung wieder in Österreich kriminell wurde, will bei der Justiz niemand kommentieren.

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