Chronik/Wien

Geldregen unterm Regenbogen: EuroPride belebt die Wirtschaft

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Ab Samstag ist es so weit: Von 1. bis 16. Juni wird Wien zur Regenbogen-Hauptstadt Europas. Zur EuroPride2019 werden eine Million Teilnehmer erwartet – die Hälfte davon Touristen. Das freut nicht nur die LGBTIQ-Community (die englische Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, intersexuell und queer, Anm.), sondern auch Wiens Unternehmer. Denn seit der EURO 2008 hat kein Event mehr Gäste in die Stadt gebracht. Insbesondere Hotellerie, Gastronomie und Handel werden profitieren.

„Für die Wirtschaft ist die EuroPride eine super Sache“, betont Martin Sattler von der Wirtschaftskammer. Handle es sich bei den mehrheitlich homosexuellen Gästen doch nicht nur um eine besonders reise- und kulturaffine, sondern auch um eine zahlungskräftige und kaufinteressierte Zielgruppe. So gaben die Besucher der vorigen EuroPride in Stockholm und Göteborg im Schnitt 700 Euro aus. Ein Wert, den man sich auch für Wien erhofft, so Sattler.

Die Hotellerie – auch die höherpreisige – erwarte in den ersten beiden Juni-Wochen ein Buchungsplus.

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Höheres Einkommen

Die ökonomische Bedeutung der LGBTIQ-Community streicht man auch beim WienTourismus hervor – der diese Klientel bereits seit 1998 gezielt anspricht.

Dabei orientiert man sich nicht zuletzt an einer Umfrage unter 800 Städtetourismus-affinen Homosexuellen, die man 2013 durchführte. Demnach liegt das durchschnittliche Nettoeinkommen von schwulen bzw. lesbischen Reisenden rund 20 Prozent über jenem des Wiener Durchschnittsgastes. 47,4 Prozent der Befragten gehörten zudem der begehrten „Double Income/No Kids“-Gruppe (zwei Einkommen, keine Kinder, Anm.) an. Zudem sind die LGBTIQ-Touristen mit durchschnittlich 34 Jahren vergleichsweise jung.

Wien steht in der Community offensichtlich hoch im Kurs. In besagter Studie attestierten 91,5 Prozent der Stadt eine besondere Attraktivität. Das liege zum einen an der kleinen, aber feinen LGBTIQ-Szene in Wien, sagt Walter Straßer vom WienTourismus. Und auch am „herausragenden Kulturprogramm, am imperialen Charme, dem kulinarischen Angebot und der hohen Lebensqualität“.

Zum anderen sei Wien aber vor allem als „kosmopolitische Metropole bekannt, in der Vielfalt und jegliche Arten von Lebenskonzepten eine Selbstverständlichkeit sind“.

„Stichwort: Sicherheit“

Letzteres bestätigen EuroPride-Cheforganisatorin Katharina Kacerovsky und Moritz Yvon, Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. Menschen aus der LGBTIQ-Community reisen anders als Heterosexuelle, erklären sie unisono. „Stichwort: Sicherheit.“

„Lesben und Schwule besuchen nicht sechs Destinationen im Jahr, sondern reisen von einem sicheren Event zum nächsten“, sagt Kacerovsky. „Dafür verbringen sie in Destinationen, wo sie keine Diskriminierung befürchten müssen, mehr Zeit.“

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Dass sich Wien nicht zuletzt durch den Life Ball und den Song Contest 2015 als Regenbogen-Hotspot etabliert hat, belegen mehrere Auszeichnungen. Unter anderem wählte GayTravel.com, eine der weltweit größten LGBTIQ-Reiseplattformen, die Stadt 2018 zur „Besten Internationalen Destination“. Und ebenfalls im Vorjahr gewann Wien den australischen LGBTIQ-Award als „Destination des Jahres“ – wobei man sich gegen New York City, Kanada, Thailand und Las Vegas durchsetzte.

Programm-Highlights

In den nächsten beiden Wochen finden in Wien mehr als 50 EuroPride-Veranstaltungen statt. Der Startschuss fällt am 1. Juni mit dem „andersrum ist nicht verkehrt“-Straßenfest in Mariahilf. Gefeiert wird von 14 bis 20 Uhr in der Otto-Bauer-Gasse. Livemusik und Gastrostationen gibt es von 12. bis 15. Juni im EuroPride Village auf dem Rathausplatz sowie am 14. und 15. im EuroPride Park im Sigmund-Freud-Park. Zu den größten Events zählt auch der EuroPride Run am 14. Juni auf der Ringstraße. Ebendort findet am Tag darauf das Highlight der EuroPride statt: die Regenbogenparade.