Donauinselfest: Ärger um „Knebelverträge“
Von Julia Schrenk
600.000 Liter alkoholfreie Getränke, 500.000 G’Spritzte und 100.000 Dosen Red Bull – so viele Getränke werden laut dem Veranstalter am Donauinselfest, das in diesem Jahr von 21. bis 23. Juni stattfindet, verkauft.
Zumindest die letztgenannte Angabe über die doch beachtliche Menge an Energydrinks überrascht nicht: Alle Insel-Gastronomen müssen sich nämlich exakt an die „Gastro-Fibel“ halten. In dieser ist schriftlich festgehalten, welche Produkte bei welcher Bühne verkauft werden dürfen und welche nicht.
Das betrifft die Bier-Sorten, die ausgeschenkt werden dürfen, ebenso wie Rum, Kräuterlikör, Limonaden und Energydrinks. Auf der Schlagerbühne darf zum Beispiel nur Puntigamer-Bier verkauft werden, vor der Hauptbühne nur Ottakringer, erzählt ein Wirt dem KURIER.
Alle Gastrostände müssen zudem Red Bull im Sortiment haben – nicht nur das „normale“, sondern auch jenes ohne Zucker und die diversen fruchtigen Variationen. „Und dann trinkt das grüne Red Bull vielleicht nur einer und dir bleibt die ganze Palette von dem Zeugs übrig“, sagt der Gastronom, der schon viele Jahre beim Donauinselfest dabei ist. „Und wenn du die Packung angerissen hast, kannst du die natürlich nicht mehr auf Kommissionsbasis zurückgeben.“
Auch der Verkauf von Zigaretten ist geregelt. So dürfen heuer beispielsweise nur Zigaretten der Sorte Pall Mall verkauft werden. Wer gegen die Hausordnung verstößt, muss im Nachhinein mit Abzügen bei der Kaution (1.000 Euro) rechnen.
„Zweischneidig“
„Das sind schon Knebelverträge“, sagt der Wirt. Aber: „Es ist ein zweischneidiges Schwert. Die Veranstalter müssen ja auch Geld hereinbekommen, wenn der Eintritt frei ist. Wo gibt’s so ein Fest sonst noch gratis?“ Namentlich genannt werden will der Wirt nicht – er möchte es sich nicht mit der Stadt verscherzen.
Projektleiter des Donauinselfests ist auch heuer wieder Thomas Waldner. Er sagt: „Ja, es sind harte Verträge – harte aber herzliche, denn es ist alles bis ins Detail geregelt, wie bei Großveranstaltungen üblich.“
Welche Produkte gelistet werden, ergibt sich aus jenen Firmen, die die Aufträge logistisch bewerkstelligen können und eine Produktlistungsgebühr bezahlen: Der Veranstalter hebt eine Gebühr dafür ein, dass bestimmte Getränke beim Fest exklusiv verkauft werden. „So schaffen wir es, dass regionale Gastronomen und Vereine beim Fest ausschenken und keine Generalunternehmer“, sagt Waldner.
Was der Wirt mit den übrig gebliebenen Red-Bull-Dosen macht? „Ich bring’ sie zum Sozialmarkt. Da freuen sie sich immer.“