Chronik/Wien

Der Trude-Waehner-Platz ist eröffnet

Viele haben sich noch nicht an den Namen des Alserspitzes, nämlich Trude-Waehner-Platz gewöhnt. Obwohl der Platz rund um die Endstation des 13 A den Namen schon seit  2019 trägt. Jetzt ist der Trude-Waehner-Platz auf jeden Fall „klimafit“, so beschreiben es  Verkehrs- und Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und der Bezirksvorsteher des 8. Bezirks, Martin Fabisch (Grüne). 

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Am Donnerstag wurde der Platz nach drei Monaten Bauzeit neu eröffnet. Symbolisch wurde der letzte Stein gelegt. Ohne Panne: Er ist nicht so, wie damals bei der Schlusssteinlegung der Mariahilfer Straße zerbrochen. Der Würstelstand am Platz hat sich für den besonderen Tag extra mit Girlanden geschmückt. Immerhin profitiert auch er von den 14 neuen Sitzgelegenheiten.

 

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Pflaster anstatt Asphalt

Der Umbau des Platzes hat 320.000 Euro gekostet. Bezahlt wurde die Summe zu 80 Prozent aus dem Topf des Klima-Programms „Lebenswerte Musterstadt“. Die fünf bestehenden Bäume wurden mit Staudenbeeten ausgestattet, drei neue japanische Zürgelbäume wurden gesetzt. Eine Telefonzelle wurde versetzt und  der Asphalt durch eine Oberfläche aus Pflastersteinen ersetzt. 

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Die 1900 geborene Josefstädterin musste in der Nazi-Zeit fliehen.

Gertrude Waehner war die Tochter von Theodor Wähner, Herausgeber der "Deutschen Zeitung" und Wiener Stadtrat. Sie studierte an der Akademie für Musik in Wien und in der Kunstgewerbeschule. Ihre Bilder wurden in Wien, Prag, Brünn, Belgrad. Zürich, Stockholm und Paris ausgestellt. Sie studierte auch in der Meisterklasse von Paul Klee.

Ab den frühen 1920er Jahren war Trude Waehner als Grafikerin und Malerin tätig. Im Dachgeschoss ihres Elternhauses richtete sie ein Atelier ein, das sich rasch zum Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entwickelte. Hier verkehrten unter anderen die Kunsthistoriker Ernst Kris und Ludwig Münz, der Mathematiker Karl Menger, der Nationalökonom Otto Neurath, die Philosophen Karl Popper und Felix Kaufmann, der Psychologe Bruno Bettelheim sowie die Psychoanalytikerin Edith Buxbaum. Über gemeinsame Bekannte fand Waehner auch eine Verbindung zum Wiener Kreis.

Dann ging sie nach Berlin und musste nach der Machtergreifung Hitlers zurück nach Österreich. Nach dem Anschluss emigrierte sie über die Schweiz, Frankreich und England in die Vereinigten Staaten. 

Ihr Atelier in der Buchfeldgasse 6 wurde 1938 von dem Autor Heimito von Doderer übernommen, der bis 1948 Albert Paris Gütersloh als Untermieter aufnahm. Doderer musste das von der Künstlerin aus dem Dachboden gebaute Atelier zurückgeben und bekam im Haus von der Familie Gold eine Untermiete. Malen, Ausstellungen und Kunstunterricht war ihre Beschäftigung auch in Amerika. Sie  arbeitete  wissenschaftlich an der Analyse der Formen in der Kunst. Nach dem Krieg lebte sie von Wien aus in Südfrankreich (Dieulefit) und Venedig. In Dieulefit und Umgebung entstanden Landschaftsbilder und Porträts.