Der nächste Capo des Wiener Rotlichts ist tot
Die Susi Bar, das Café Pam Pam und die Marion Bar – diese Wiener Lokale waren seit Jahrzehnten das Revier von Willibald Schäffel. "Der Willi war eine Legende im Rotlicht und gehörte zu der alten Garde um den Roten (Heinz Bachheimer, Anm.)", sagt ein früherer Weggefährte im Gespräch mit dem KURIER. "Willis Gebiet waren der zweite und der zwanzigste Bezirk, dort war er der Lokal-Kaiser. Er soll früher noch weitere Bars betrieben haben und war vor allem auch beim Stoß-Spiel immer eine ernst zu nehmende Größe." Dieses Kartenspiel des Milieus ist berüchtigt, da der Hausvorteil enorm ist.
Schießereien
Schäffel, der vergangene Woche starb, soll im April 1974 in eine Schießerei verwickelt gewesen sein; einmal wurde er angeblich auch angeschossen. In den letzten Jahren sei der Rotlicht-Capo aufgrund seiner Lungenerkrankung oft im Krankenhaus gelegen, ansonsten habe er auf "seinem Thron" im Café Pam Pam in Wien-Leopoldstadt die Ereignisse verfolgt. Schon 1978 wurde jene Gastronomie-Gesellschaft ins Firmenbuch eingetragen, über die der Betrieb seiner Nachtlokale lief. Die Susi Bar ist nach seiner Lebensgefährtin benannt.
Zweite Generation
Schäffel gehörte zur zweiten Generation des Wiener Rotlichts. Von dieser ist kaum noch jemand am Leben. Der Gürtel heute wird von Szene-Kennern als "tot" beschrieben. Laufhäuser haben den dortigen Etablissements längst den Rang abgelaufen, seit rund einem Jahr drängen chinesische Billig-Prostituierte in den Markt. Die einstigen Capos wurde auch durch gesetzliche Maßnahmen vertrieben. "Heute benötigt man Genehmigungen vom Magistrat für alles. Das wollen diese Leute nicht, die möchten rasch Geld machen", sagt ein Ermittler. Deshalb haben manche das Betätigungsfeld gewechselt.