Das Vermächtnis eines slowakischen Politikers in Wien
von Iris Hödl
Alexander Dubček ist ein Mann, nach dem Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) eine Verkehrsfläche in Wien benennen möchte. Soviel steht fest.
Aber wodurch zeichnet sich Alexander Dubček aus? „Ich bin mir sicher, dass viele Österreicher das nicht wissen“, sagt der frühere Vizekanzler Erhard Busek (ÖVP). Er hofft, dass sich das nun ändert.
Alexander Dubček war ein tschechoslowakischer und später slowakischer Politiker. Geboren 1921, wäre er dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses „historischen und politisch wichtigen Anlasses“ hat Ludwig am Donnerstag heimische Polit-Größen in den Stadtsenatssitzungssaal im Rathaus eingeladen, um ihm zu gedenken.
Alexander Dubček wurde in der Tschechoslowakei, auf dem Gebiet der heutigen Slowakei, geboren. Nachdem Hitler die Tschechoslowakei zerschlagen und einen Satellitenstaat – den sogenannten Slowakischen Staat – errichten lassen hatte, trat Dubček der Kommunistischen Partei der Slowakei bei, die zu diesem Zeitpunkt illegal war. Diese Gruppierung war damals die einzige, die Widerstand gegen die nationalsozialistische Besatzung leistete.
1949 begann Dubček seine öffentliche politische Karriere. Er wollte eine sozial gerechte Gesellschaft aufbauen und wurde Leiter der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei.
1968 startete die Reformbewegung Prager Frühling - Dubček wurde zu ihrer Symbolfigur: Am 21. August 1968 wurde die Bewegung von Truppen des Warschauer Pakts gewaltsam gestoppt.
Verlust aller Ämter
Dubček verlor seine politischen Ämter und seinen Einfluss auf die Politik. Er wurde aus der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Die nächsten 20 Jahre litt er unter der Einschränkung seiner Rechte. Dies kritisierte er öffentlich, seine Botschaften konnten aber nur im Ausland veröffentlicht werden.
1985 wurde der Druck gelockert, 1988 erhielt Dubček die Ehrendoktorwürde für politische Wissenschaften durch die Universität Bologna. 1989 nahm er aktiv an Demonstrationen teil. Schließlich fiel der Eiserne Vorhang.
Im Rahmen der Reformpolitik ab 1989 rehabilitierte sich Dubček. Im Dezember 1989 wurde Dubček Präsident der Föderalversammlung. Während seines Vorsitzes wurden Gesetze erlassen, die die Grundlage für eine neue pluralistische Zivilgesellschaft bildete.
Er besuchte zahlreiche Länder in Europa und wurde abermals zu einem Politiker von europäischer Bedeutung. Am 1. September 1992 starb er bei einem Autounfall.
Geschichte gemeinsam aufarbeiten
„Es ist wichtig, diese Geschichte gemeinsam aufzuarbeiten“, sagte Ludwig am Donnerstag. Er versprach, dass das Vermächtnis an Dubček in Wien weiterleben werde. Daher wolle er auch eine Verkehrsfläche in Wien nach ihm benennen.
Am Donnerstagabend erinnerten sich viele Persönlichkeiten gemeinsam an Alexander Dubček. Heinz Fischer, ehemaliger Bundespräsident (SPÖ), hat Dubček persönlich gekannt und erzählte Geschichten über ihn. Er erinnerte sich an ihn als nachdenklichen, klugen und verantwortungsbewussten Mann.
„Er war nicht heroisch. Man hatte den Eindruck, dass er gelitten hat“, sagte Ex-Vizekanzler Busek. Auch Alexander Dubčeks Sohn Pavol sprach ein paar Worte: „Er hat sich immer danach gesehnt, einfache Leute zu treffen und sie zu fragen, was sie brauchen. Politik müsse für die Menschen gemacht werden.“
Alexander Dubček zu Ehren wird es im Slowakischen Institut in Wien eine Ausstellung zu besichtigen geben. Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung, die ab Oktober im Schloss Hellbrunn in Salzburg und danach noch in weiteren Orten Österreichs zu sehen sein wird.