Chronik/Wien

Das neue Gartenbaukino will zurück in die 1960er

Am 19. Dezember 1960 wurde das Gartenbaukino eröffnet. An diesem Tag war niemand geringerer als Weltstar Kirk Douglas bei der Premiere von „Spartacus“ in dem neuen Kino am Prachtboulevard zugegen. Die Nachkriegszeit brachte Glamour, Luxus und Lebensfreude – auch nach Wien.

Diese Lebensfreude spiegelt sich auch in der Architektur wider. „Gebt der Stadt die Farben“, soll etwa ein Appell des Architekten, Robert Kotas, gewesen sein. Er plante und gestaltete den Kinotempel ab 1947. Denkmalschutzexperte Manfred Wehdorn, der auch das Schloss Schönbrunn und die Spanische Hofreitschule renoviert, hat die Aufgabe, das denkmalgeschützte Kino zu sanieren.

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Unter Zeitdruck

Die Zeit dafür ist besonders knapp. Bis zum Filmfestival Viennale, das im September im Gartenbaukino gastiert, muss noch viel geschehen: Der Vorhang vor der Leinwand wird beispielsweise zerschnitten, gereinigt und dann wieder zusammengenäht. Die Wandmosaike werden abtransportiert. Die Bar wird erneuert, das Mosaik darüber wiederhergestellt.

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Alles soll in den Originalzustand gebracht werden – so wie es in den 1960ern war. Die Atmosphäre von damals werde wieder erweckt, sagt Wehdorn. Erneuert wird auch die gesamte Haustechnik – von der Heizung über die  Lüftung  bis zur Sanitärausstattung.

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Der große Kinosaal ist bereits leer geräumt. Die 736 Kinosessel wurden abmontiert – sie werden neu gepolstert und  bezogen. Auch der PVC-Boden wird restauriert. Das kann nicht jeder. Es bedarf hier neuer Restaurierungstechniken: „Denkmalpflege ist immer intensive Handarbeit“, sagt Wehdorn. Große Firmen seien hier nicht involviert. Auf der „Gartenbaustelle“ werden bis zu 100 Personen arbeiten.

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„Es freut mich, dass hier alles so schnell vorangeht“, sagt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) beim Anblick des leeren Saals. Sie kam gemeinsam mit Kunst- und Kulturstaatssekretärin  Andrea Mayer (Grüne) zur Präsentation der Sanierungspläne am Montag ins Kino.

Geld und Kinopreis

Um das letzte große Einsaal-Kino der Stadt zu renovieren, nehmen sowohl die Stadt als auch der Bund Geld in die Hand. Insgesamt kostet das Projekt 3,4 Millionen Euro: 2 Millionen kommen von der Stadt, 600.000 Euro vom Bund. Den Rest steuern Sponsoren und Verwertungsgesellschaften bei. Mayer kündigte auch an, in Zukunft einen neuen Kinopreis – etwa für nachhaltige Kinos  – auszuloben. Diese sollen sich jährlich in einen mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis für herausragende Programmarbeit, sowie zwei mit je 5.000 Euro verbundene Förderpreise für nachhaltiges und innovatives Programmieren gliedern. Verliehen werden sollen diese voraussichtlich im Herbst.

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Kampagne gestartet

Passend zur Präsentation der Renovierungspläne startet nun eine Crowdfunding-Kampagne (startnext.com). 200.000 Euro für die neue Bestuhlung sollen so aufgetrieben werden. Und dabei kann jeder eine tragende Rolle spielen. Man kann gegen eine Spende etwa seinen Namen auf der Leinwand lesen (50 Euro), eine Sesselpatenschaft übernehmen (360 Euro) oder Geburtstagsglückwünsche auf der Anzeigetafel im Freien erstehen (100 Euro).

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Außerdem gibt es einen exklusiven Filmabend für sich und 250 Gäste (5.000 Euro), sowie einen Analogfilm-Workshop (500 Euro) zu ergattern. Ein Stück Original-Gartenbaukino-Leinwand – diese wird ebenfalls getauscht – ist dagegen nicht mehr zu haben: Die 200 Stück (30 Euro) waren binnen kürzester Zeit ausverkauft.