Chronik/Wien

Das Krankenhaus Nord erobert die Kabarett-Bühne

Man muss so lange das Schreckliche betrachten, bis man darüber lachen kann. Das dachten sich vielleicht die Wiener Neos, als sie vor der Frage standen, wie sie ihre Lehren aus der U-Kommission zum Bauskandal Krankenhaus Nord der Öffentlichkeit präsentieren sollen.

Herausgekommen ist „Krankenhaus Nord – eine Tragödie in 5.362 Akten“. Ein launiger Abend mit dem Kabarettisten Gerald Fleischhacker, der am Mittwoch im Bellaria Kino über die Bühne ging. Ihm zur Seite standen Klubchef Christoph Wiederkehr und das Neos-Team aus der U-Kommission. „Ein Kabarett ist ein gutes Mittel, all das zu erklären, was auf dieser Baustelle passiert ist“, erklärte Wiederkehr vor seinem Auftritt.

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Es lag wohl nicht nur an der „Original Wünschelrute Krankenhaus Nord“, die Fleischhacker mitgebracht hatte, dass es ihm an diesem Abend nicht allzu schwer fiel, die rund 170 Zuhörer zu belustigen. Klingen doch manche Details des Bauskandals so absurd, dass sie kaum ein Komödiant erfinden hätte können.

Schmäh-Award

Angefangen vom Bauzaun und dessen Wartung, für den der Krankenanstaltenverbund um gut 800.000 Euro zu viel bezahlt hat, bis hin zum Schutzring, den ein selbst ernannter Energetiker um die Baustelle legen ließ. Fleischacker war im Vorfeld eigens mit einem Kamerateam zur Baustelle ausgerückt, konnte ihn aber nicht finden.

Der Ring gewann schließlich auch den vom Kabarettisten ausgelobten Preis „für den größten Schmäh“, über den das Publikum per „Applausometer“ abstimmen durfte. Passend zu den „Energieringen“ aus Fruchtgummi, die anstelle von Popcorn an die Gäste verteilt wurden.

Klar wurde an diesem Abend auch: Die Liste der Skurrilitäten setzte sich in der U-Kommission nahtlos fort: Seitenweise geweißte Akten, eingenickte Abgeordnete und ein ehemaliger SPÖ-Bezirksvorsteher, der leider nicht als Zeuge befragt werden konnte, weil er seit Jahresbeginn exakt bist zum Ende der U-Kommission auf Weltreise unterwegs ist.

Hitlers Gift-Ölsee

Pannen passierten aber nicht nur den KAV-Projektveranwortlichen für die Baustelle, sondern auch so manchen Zeitungen, die darüber berichteten.

So stellte sich heraus, dass „Hitlers Gift-Ölsee“, den ein buntes Krawallblatt unter dem Krankenhaus vermutete, nichts weiter als eine Zeitungsente ist: Die Öl-Kontamination aus dem Zweiten Weltkrieg befand sich auf einem Nachbar-Grundstück. Fleischhackers Erklärung: „Vielleicht war ja der Herausgeber im Öl.“