Corona-Krise: Wiener Wirte bitten Gäste um finanzielle Hilfe
Von Bernhard Ichner
Wirt Max Gaspar sagt „Ja zu Bierversuchen“. Darum realisierte der Betreiber des „Biergreissler Beisl“ am Spittelberg sein kürzlich eröffnetes Lokal auf unkonventionelle Weise: mittels Crowdfundings. Etwa indem er großzügigen Investoren Freibier auf Lebenszeit versprach. Und um die Corona-bedingte Schließung seines Beisls wirtschaftlich zu überstehen, setzt er auch jetzt auf die finanzielle Unterstützung der breiten Masse. Andere tun es ihm gleich.
Gaspar steht vor denselben Problemen wie viele Selbstständige: Seinen Mitarbeitern musste der Waldviertler infolge der Ausgangsbeschränkungen schweren Herzens kündigen; Miete, Krankenkassenbeitrag und Steuer sind zwar gestundet, werden aber früher oder später fällig.
Und der "Biergreissler"-Shop, den er in der Josefstädter Lederergasse dienstags und freitags jeweils von 15 bis 18 Uhr als Lebenmittelgeschäft offen hält, wirft natürlich nicht genug ab, um beide Standorte zu finanzieren. Unter dem Motto „Biergreissler muss bleiben“ startete Gaspar deshalb auf der Plattform startnext.com eine Spendenaktion, um das Beisl zu erhalten: Unterstützer bekommen Gutscheine und Rabatte auf zukünftige Konsumationen. Mehr als 6.300 Euro kamen bereits zusammen.
Kaum Rücklagen
Der „Biergreissler“ ist aber nicht der einzige Unternehmer, der den Ausfall von Gästen bzw. Zuschauern mittels Crowdfunding kompensieren möchte. Immer mehr Betriebe aus dem Kunst-, Event- und Gastrobereich bitten die Gesellschaft um Unterstützung.
So versucht etwa auch Karim El Said vom Wirtshaus „Blunzenstricker“ die Ottakringer Gastro-Institution mittels Crowdfunding zu bewahren. Das polyglotte Motto der startnext-Aktion: „Support your local Wirt!“ (Unterstütze deinen lokalen Wirten; Anm.)
Ebenfalls eingeschlagen haben diesen Weg die Betreiber des „Spektakel“. Um das alteingesessene Theater in Margareten zu retten, verkaufen sie via Internet Karten für 30 Euro, die ab September gelten. Denn Miete, Instandhaltung, Programmgestaltung und Mitarbeiter kosten derzeit zu viel Geld. Und mangels ausreichender Rücklagen könnte das Haus in der Hamburgerstraße ohne Hilfe von außen die Herbstsaison nicht mehr erleben.
Auch der benachbarte Club „Celeste“ kämpft mittels Spendenaufruf ums Überleben.