Chronik/Wien

Chicken McNuggets, Pfefferspray und ein Polizistenknie im Gesicht

Es begann mit Chicken McNuggets – und endete vor Gericht.

Die Chicken McNuggets hatte im August des Vorjahres ein Mann in der McDonalds-Küche in der Wiener Innenstadt zubereitet. Zwar wusste er wie, doch eigentlich arbeitete er nicht mehr dort. Als der Geschäftsführer ihn aufforderte zu gehen, weigerte er sich – die Polizei musste anrücken.

Und ab diesem Zeitpunkt waren die frittierten Hühnerstücke ein Fall für das Gericht. Denn Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigen, wie die Polizisten mit dem Mann umgingen.

Ein Video (ohne Ton, Anm.), das im Prozess am Montag im Landesgericht für Strafsachen in Wien vorgespielt wird, zeigt den Ex-Mitarbeiter. Plötzlich taumelt  er durch den Handballenstoß eines Polizisten nach hinten.

Brennende Augen

Auf dem zweiten Video lehnt der Mann an einer Mauer. Nach mehreren Pfefferspray-Stößen reibt er sich die Augen. Er wirkt apathisch. Dennoch verwenden die Polizisten weiterhin Pfefferspray, sprühen es in Richtung des Mannes. Und schließlich hüpft ein Uniformierter ins Bild, schnappt sich den Mann am Kopf, versetzt ihm Faust- und Knieschläge – gegen das Gesicht. Zwei der drei anwesenden Polizisten – es handelt sich um eine Kollegin und einen damals Auszubildenden – wurden bereits rechtskräftig zu fünf bzw. neun Monaten bedingter Haftstrafe verurteilt. 

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Der dritte Polizist, gegen den der Prozess weiterläuft, ich sich allerdings keiner Schuld bewusst. „Das war eine ernste Situation. Ein Angriff stand unmittelbar bevor“, erklärt der Revierinspektor. „Ich war der Meinung, dass der Mann jede Sekunde explodiert. Ich hatte eine Kollegin mit und einen Auszubildenden. Ich wusste, ich werde keine Verstärkung bekommen.“ – „Sie stehen allein auf weiter Flur und sagen, das war in Ordnung“, meint die Staatsanwältin. „Sie sind belehrungsresistent.“

Auch zwei Einsatztrainer der Polizei‚ die als Zeugen geladen sind, bekommen das
Video zu sehen. „Rein vom Augenschein kann ich nicht sagen, warum das passiert“, erklärt einer und meint damit, dass noch immer Pfefferspray eingesetzt wird.

„Würden Sie dieses Video in einer Schulung vorführen?“, fragt die Staatsanwältin den Einsatztrainer. „Das würde ich persönlich so nicht machen.“, bekommt sie zur Antwort.

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Der angeklagte Beamte allerdings bleibt bei seiner Darstellung. Es habe eine aufgeheizte Stimmung geherrscht, das Gegenüber habe auch die Faust geballt (was auf dem Video allerdings nicht sichtbar ist). Außerdem habe er bei dem Einsatz auch zwei Schläge ins Gesicht vom Opfer bekommen. Diese Schläge hatte der Richter allerdings schon am ersten Verhandlungstag als zulässige Notwehr eingestuft.

Doch ausgerechnet jener Mann, um den es im Verfahren geht, erscheint nicht zum Prozess. Zwar sollte er polizeilich vorgeführt werden, weil er auch schon am ersten Prozesstag nicht erschienen war – doch er ist kurzfristig in einen anderen Bezirk übersiedelt.

Der Prozess muss erneut vertagt werden. Nächster Termin: 9. Oktober.