CEU-Gründer George Soros im Wiener Rathaus geehrt
Der ungarischstämmige US-Investor und Gründer der Central European University (CEU), George Soros, ist am Donnerstag mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien bedacht worden. Die Auszeichnung wurde anlässlich der Übersiedlung der Privatuni von Budapest nach Wien überreicht. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) verurteilte in seiner Rede die Kampagne gegen Soros in Ungarn.
Die Teilübersiedlung der CEU nach Österreich wurde in die Wege geleitet, nachdem ihr in Ungarn von der Regierung die rechtliche Grundlage entzogen worden war. Ludwig betonte, dass man sich freue, dass die CEU nach Wien komme - trotz aller Schwierigkeiten, die der Auslöser dafür waren. Der Bürgermeister verwies auch auf die Beziehung von George Soros zu Wien - die nicht zuletzt durch den Philosophen Karl Popper bestand, dessen Schüler Soros in Großbritannien war.
Soros habe sein Geld nicht nur für sich ausgegeben, sondern auch versucht, die Prinzipien der offenen Gesellschaft - im Sinn Poppers - zu verwirklichen, betonte Ludwig. Der Bürgermeister hob etwa das Engagement seines Ehrengastes in Südafrika oder in den osteuropäischen Nachbarstaaten hervor. Eingesetzt habe er sich dort etwa für Dissidenten und später für NGOs.
Man werde in Wien alles daran setzen, dass sich die Studierenden, aber auch das Personal wohlfühlen, versprach Ludwig: "Aber ich möchte doch auch mit Bedauern aussprechen, dass es überhaupt notwendig geworden ist, dass die Central European University einen neuen Standort gesucht hat." Man sei in gutem Einvernehmen mit den Nachbarländern, aber: "Trotzdem beunruhigt mich manchmal die Entwicklung." Geschichte scheine kein linearer Prozess zu sein: "Es scheint nicht so zu sein, dass sich Demokratie immer weiter entwickelt." Offensichtlich gebe es auch Rückschläge.
Dass eine Universität aus politischen Gründen wegziehen müsse, halte er "für keine gute Entwicklung", stellte Ludwig klar. Und er versicherte Soros: "Dass diese Kampagne gegen die Central European University und vor allem gegen ihre Person mit antisemitischen Unterton geführt wurde, ist etwas, was ich als Wiener Bürgermeister besonders ablehne."
Laudator Heinz Fischer würdigte die CEU als einen "Leuchtturm für Freiheit der Wissenschaft, für individuelle Freiheit, für Demokratie, für Menschenrechte und nicht zuletzt für sehr hohe Qualität von Lehre und Forschung". Der Altbundespräsident skizzierte kurz die Biografie des Uni-Initiators, der in Budapest geboren ist, die Nazi-Besatzung überlebte und später in London studierte. Soros habe sich dem Kampf gegen Autoritarismus, Intoleranz und Rassismus gewidmet - vor allem mit seinen Open Society Foundations. Seine Arbeit sei von Poppers Idee beeinflusst, wonach nur pluralistische und offene demokratische Gesellschaften florieren können. Auch dass man diese verteidigen müsse, wisse er.
Während der Name des österreichisch-britischen Philosophen heute wiederholt fiel, wurde jener Politiker, der sich Soros zum Lieblingsfeind erkoren hat, nicht erwähnt. Fischer verwies aber zumindest indirekt auf jene Förderung durch eine Soros-Stiftung, die einst der nunmehrige ungarische Ministerpräsident Viktor Orban erhalten hat. Soros habe auch Personen Stipendien gewährt, die nicht wirklich dankbar dafür waren, konstatierte das frühere Staatsoberhaupt.
George Soros bedanke sich in einer kurzen Rede für die Auszeichnung. Auch er berichtete über seine einstigen Studien an der London School of Economics und über sein Verhältnis zu seinem "Tutor" Popper - womit sich auch eine Beziehung zu Wien ergeben habe. Heute sei die Stadt in den Bereichen Wissenschaft und Kultur wieder an der Spitze. Die CEU werde hier ein sehr anregendes Umfeld finden, zeigte sich Soros überzeugt. Sie werde zugleich auch einen wichtigen Beitrag zum intellektuellen Leben in der Stadt leisten: "Ich freue mich auf viele Jahre der Kooperation."
Der Zeremonie wohnten neben Vertretern aus der Wiener Politik und der Wirtschaft unter anderem auch der Publizist Paul Lendvai, die ehemalige ungarische Außenministerin Kinga Göncz und der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg bei. Vertreter der CEU waren ebenfalls anwesend, allen voran Rektor Michael Ignatieff.
Soros war am Donnerstag auch bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg zu Gast. Wie der Bundespräsident auf Twitter mitteilte, habe man dabei nicht nur über die Bedeutung der CEU gesprochen, sondern auch über die weitere Entwicklung der EU, die Beziehung der Union zu den USA sowie über die Klimakrise, die die wichtigste Herausforderung für die Menschheit derzeit sei, wie Van der Bellen betonte.