Chronik/Wien

Betrug: "Falscher Polizist" stellt sich nach wenigen Stunden

Eine organisierte Betrügerbande soll allein in Wien seit 2018 einen Schaden in Millionenhöhe verursacht haben. Die Täter melden sich bei vorwiegend älteren Opfern, geben sich als Polizisten aus und ergaunern Wertgegenstände und Geld. Nach einem Mitglied der Bande, der als „Abholer“ der Beute fungierte, wurde seit Dienstag per Fahndungsfoto gesucht. Noch am Abend soll er sich gestellt haben. 

Die Kriminellen gehen stets nach einem ähnlichen Modus Operandi vor: Ein Haupttäter, ein 35-jähriger Türke, gegen den bereits ein europäischer Haftbefehl besteht, sucht im Telefonbuch nach älter klingenden Vornamen, die auf Senioren schließen lassen.

Er ruft diese von einem Handy mit einer „verfälschten Nummer“ an und gibt sich als Polizist aus. Der Mann erläutert den Opfern glaubwürdig, dass Trickbetrüger hinter ihrem Ersparten her sind.

Die Polizei habe eine Liste mit möglichen Opfern gefunden - etwa im Zuge einer Festnahme, einer Durchsuchung etc. Zur Sicherung oder Registrierung würden Polizisten vorbeikommen und die Wertsachen verwahren. Anschließend „besuchen“ seine Komplizen die Opfer, geben sich ebenfalls als Beamte aus und nehmen jegliche Wertgegenstände an sich und verschwinden.

"Abholer festgenommen"

Der nun Festgenommene soll bei einem erfolgreichen Betrug als „Abholer“ des Geldes in Erscheinung getreten sein. Dabei wurde er von einer Überwachungskamera gefilmt - die Polizei hatte das Bild am Dienstag veröffentlicht. Gegen 21 Uhr kam der 22-jährige Österreicher schließlich in die Polizeiinspektion Ausstellungsstraße in Wien-Leopoldstadt und stellte sich. 

Der Tatverdächtige zeigte sich in der polizeilichen Einvernahme zu den Vorwürfen geständig. Auf Grund des umfangreichen Sachverhalts sind die Ermittlungen weiter in vollem Gang. Der 22-Jährige befindet sich in Haft.

Psychischer Druck

Die Fantasie solcher Betrüger sei grenzenlos, betonte die Polizei. In vielen Fällen wird telefonisch eruiert, wie viel Bargeld die Opfer besitzen. Oftmals gibt es auch vor der Übernahme des Geldes strikte Anweisungen und Anleitungen für die Opfer.

Die Geldübergaben erfolgen in den Wohnungen, aber auch im öffentlichen Raum - so sollten die Geschädigten die Wertgegenstände unter einer Bank verstecken. Sehr viele Opfer berichten von einer enormen Glaubwürdigkeit, einem enormen psychischen Druck, aber auch von telefonischen Bedrohungen.

„Sollten sie oder einer ihrer Angehörigen einen solchen Anruf erhalten, legen sie auf und melden sie diesen Anruf umgehend unter der Notrufnummer 133“, wandte sich die Exekutive an die Bevölkerung. Die Behörde tätigt keine Anrufe, bei denen Bargeld oder andere Wertgegenstände als Kaution für verletzte Angehörige gefordert werden.

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