Chronik/Wien

"Beton-Ludwig" als Protest-Mahnmal im Rathauspark enthüllt

"Unser Protest wird nicht aufhören" - mit diesen Worten enthüllte Lena Schilling, Sprecherin der "LobauBleibt"-Bewegung, gemeinsam mit weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern am Donnerstagvormittag im Wiener Rathauspark das "Michael Ludwig-Mahnmal für Wiener Betonpolitik".

Somit hat der Bürgermeister seine erste Statue und das noch dazu an prominenter Stelle - aber wohl keine, die er sich so gewünscht hätte. Die eineinhalb Meter hohe und 135 Kilogramm schwere Büste stehe symbolisch für klimapolitische Verfehlungen der Wiener Stadtregierung, erklärten die Klimaschutz-Aktivistinnen und -Aktivisten.

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"Bürgermeister Michael Ludwig hält trotz zahlreicher Warnungen der Wissenschaft stur an seiner völlig überdimensionierten und klimaschädlichen Stadtautobahn fest. Er ist dabei ignorant gegenüber den Herausforderungen der Klimakatastrophe und den Stimmen der jungen Menschen in unserer Stadt, die sich für eine klimagerechte Zukunft einsetzen", kritisierte Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace, die Stadtpolitik.

"Redlich verdient"

Angeprangert werden mit dem - eigentlich aus Gips bestehenden und von einem Bildhauer angefertigten - "Beton-Mahnmal" neben Verkehrsprojekten wie der Lobauautobahn und der Stadtstraße unter anderem auch der "Eskalationskurs gegenüber jungen KlimaschützerInnen sowie millionenschwere Desinformationskampagnen zu den umstrittenen Straßenbauten". Ludwig habe eine beispiellose Eskalationsspirale gegen die Klimabewegung gestartet, während "kluge Alternativkonzepte" wie ein beschleunigter Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel längst am Tisch lägen, so Schenk. Insofern habe sich der Bürgermeister die Statue redlich verdient, sagte sie.

Erneut stark kritisiert wurde auch die Räumung des Protestcamps an der Hausfeldstraße am 1. Februar. "Die Wiener Stadtregierung war nie zu Gesprächen auf Augenhöhe bereit. Stattdessen hat sie immer intensiver versucht, junge Aktivistinnen und Aktivisten zu kriminalisieren. Erst die Einschüchterungsversuche mit Klagsdrohungen, dann das Herunterspielen eines lebensbedrohlichen Brandanschlags auf acht meiner FreundInnen und jetzt die brutale polizeiliche Räumung unseres friedlichen Protestcamps", machte "LobauBleibt"-Sprecherin Schilling ihrem Unmut Luft.

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Auch Aktivistin Isabell Eckl hielt sich mit Kritik an der Räumung nicht zurück. “Obwohl ich mich als Polizei-Kontaktperson vorgestellt und mich kooperativ gezeigt habe, wurde ich unsanft und rechtswidrig festgenommen und stundenlang eingesperrt. Freundinnen und Freunde von mir, die schützend auf Bäume geklettert sind, die illegalerweise gefällt wurden, wurden mit riesigen Baumaschinen bedroht. Das ist eine untragbare körperliche und psychische Gefährdung junger Menschen, die friedlich legitimen Widerstand gegen das Verbauen und Zerstören unser aller Zukunft leisten. Diese Eskalation und das Verhalten der Polizei stehen in keiner Relation zu unserem gewaltfreien Protest.” 

Kampf geht weiter

Gleichzeitig gaben sich die Aktivistinnen und Aktivisten kämpferisch: "Genug ist genug, wir lassen uns keine Angst machen. Die Klimabewegung kann man nicht stoppen", sagte Schilling. Solange der Bau der Stadtstraße andauere, solange werde auch der Protest weitergehen, denn "diese Politik können wir uns nicht mehr leisten".

Die Skulptur kann am Donnerstag noch bis 17 Uhr im Rathauspark besichtigt werden, danach kommt sie erst einmal in ein Lager. Nach einem dauerhaften Aufenthaltsort wird noch gesucht. Das Mahnmal wurde aber auch bereits digital verewigt, so wurde bereits ein Twitter-Accout angelegt. Aber auch auf Google Maps findet sich das Mahnmal bereits. Die Wiener Bürger hätten damit die Gelegenheit, ihre Forderungen für eine zukunftsfähige Klima- und Verkehrspolitik mitzuteilen.

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Wien pflanze Zehntausende Bäume pro Jahr, die Aktivisten aber "einen Beton-Klotz", reagierte der SPÖ-Gemeinderat und Vorsitzende des Ausschusses für Mobilität, Erich Valentin, in einer Aussendung. Valentin formulierte 15 Fragen an die Umweltschützer und hoffte auf Antworten. Er fordert proaktive und konkrete Vorschläge zur Mobilität für zwei Millionen Einwohner mit unterschiedlichen Bedürfnissen sowie für Lieferdienste und Wirtschaftsbetriebe.