Chronik/Wien

Automaten: So überleben Sie in Wien aus der Maschine

Zuerst war der Weihwasserautomat. Wer eine Münze in die tönerne Maschine warf, erhielt ein paar gesegnete Tropfen. Die Konstruktion aus der Antike gilt als erster Verkaufsautomat der Geschichte. Mittlerweile ist das Angebot geradezu explodiert: Tampons und Kaugummis sind längst nicht die einzigen Produkte, die per Knopfdruck erhältlich sind (siehe Übersichtskarte unten). 

„Die Automatenbranche ist ein wachsender Markt“, sagt Peter Schmidt, Präsident der Österreichischen Verkaufsautomaten-Vereinigung. Woher der Trend komme?  Oft kämen Automaten billiger als Personal, erklärt Schmidt. Skeptischer ist die Wiener Wirtschaftskammer:  Potenzial für Automaten ortet Handelspartenobmann Rainer Trefelik vorwiegend in der Lebensmittelbranche. „Da wird sich noch einiges tun.“ Andere Geräte seien eher ein „Marketing-Gag“.

In diese Kategorie dürften der Laufschuh-Automat beim Badeschiff am Donaukanal und der Hanfsamenautomat in der Burggasse gefallen sein - beide gibt es nicht mehr. Auch der Lebensmittel-Spender der Supermarkt-Kette Billa in der Schlachthausgasse ist nicht mehr in Betrieb. Das Personal für die Befüllung am Sonntag sei zu teuer gekommen und es habe technische Probleme mit der Kühlung gegeben, sagt ein Rewe-Sprecher auf Anfrage.

Automaten gibt es in Wien aber trotzdem genug, der KURIER hat die skurrilsten aufgespürt und zeigt, in welchen Situationen sie nützlich sein können.

Spontanes Partyfieber

Plötzlich tut sich ein Grund zum Feiern auf, aber das Bier zum Anstoßen fehlt? Der Bierautomat in der Nähe des Augartens hilft bei solchen Anlässen weiter – und das über 24 Stunden, sieben Tage die Woche (1,80 Euro pro Dose). Das Siebensternbräu versorgt Nachtschwärmer ebenfalls mit flüssigem Proviant (3,30 Euro pro Flasche). Ein Automat befindet sich im Eingangsbereich des Lokals, er ist somit in den Öffnungszeiten (bzw. kurz davor) verfügbar.

Wer   nun zum Bier rauchen will, ist beim Trafikautomaten richtig: Dort  gibt es neben Zigaretten auch alles zum Selberwuzeln – allerdings erst im Laufe dieses Jahres. Derzeit befindet sich das Gerät nämlich nicht an der Fassade der Trafik Myslivec, sondern in der Werkstatt: Es wird mit einer Jugendsperre ausgestattet.

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Kurzfristiges Rendezvous

Mit leeren Händen zu einer Verabredung erscheinen, würde zumindest Kavalieren der alten Schule nicht in den Sinn kommen. Hat der Blumenladen schon zu, hilft auch hier der Automat – etwa mit  gebundenen Sträußen (ab 15 Euro). Lässt sich das Objekt der Begierde zu einem Kaffee in den eigenen vier Wänden überreden, sollte der Kaffeekapsel-Spender entsprechend gefüllt sein. Ansonsten steht ein Abstecher zur mechanischen Kapsel-Ausgabe an.

Sollte der Kaffee so gut schmecken, dass daraus eine Übernachtung resultiert, hat der Apotheken-Automat die nötigen Utensilien parat.

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Überraschendes Essen mit der Familie

Oma, Großonkel oder Schwiegereltern kreuzen abends unangekündigt zur Jause auf? Die Brotautomaten der Bäckerei Felzl liefern Nachschub – Dessert inklusive. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch ein Beitrag für weniger Brot im Müll: Bei den verbilligten Waren im Automaten handelt es sich nämlich um solche, die untertags nicht verkauft wurden.

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Der Fleischautomat spuckt die Grundzutaten für ambitioniertere kulinarische Spontan-Aktionen (Beiried um 6,90 Euro) aus – der Pizzaautomat ist die Rettung, sollten diese misslingen (3,80 Euro pro Stück). 

Blitzartiger Sportrappel

Zumindest für den inneren Schweinehund kann ein Loch im Fahrradschlauch ein Segen sein. Automaten unterstützen dabei, ihm Paroli zu bieten (ca. 8 Euro pro Schlauch) – sofern das handwerkliche Geschick reicht. 

Sollten die Kopfhörer kaputt, aber musikalische Motivation zur körperlichen Ertüchtigung gefragt sein, die Maschine ebenfalls der Ausweg. Damit ist auch diese Ausrede passé.

Mitarbeit: Petra Hochstrasser