Anti-Rassimus-Demo vor US-Botschaft: Erneut Tausende in Wien
Von Konstantin Auer
Trotz Regens sind am Donnerstagnachmittag erneut viele Menschen zur Kundgebung "#BLACKLIVESMATTERVIENNA" gegen Polizeigewalt vor die US-Botschaft in der Boltzmanngasse in Wien geströmt. Die Polizei schätzte die Teilnehmerrzhl auf 8.000 bis 9.000 Personen.
Am frühen Abend mussten jedenfalls weitere Straßen gesperrt werden, um mehr Platz für die Demonstranten zu schaffen. Diese zogen über die Währinger Straße in den Sigmund-Freud-Park vor der Votivkirche.
Die Fläche war mittlerweile gut mit Menschen gefüllt. Über einen Lautsprecher werden die Teilnehmer ersucht, den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten.
Viele Leute hielten Schilder in die Höhe, so ist neben "Black lives matter" etwa "A change is coming", "Kann nicht atmen" oder "Wir sind auch Wien" zu lesen.
"Wir schwarzen Menschen sind solidarisch, egal wo wir sind", sagte Imoan Kinshasa, eine der Organisatorinnen zur APA. "Der Tod von George Floyd hätte uns alle treffen können. Wir demonstrieren aber auch dagegen, wie kürzlich ein Aktivist von der Polizei behandelt wurde und generell für Menschenrechte".
Ein Verletzter bei Störaktion
Gleich zu Beginn wurde die Demonstration von vermutlich Rechtsradikalen gestört, auf einem Haus war ein Plakat mit der Aufschrift "Our lives matter" zu sehen. Darunter die Namen von Personen, die mutmaßlich von Migranten angegriffen worden waren.
Das am Dach eines angrenzenden Studentenwohnheims angebrachte Plakat wurde schließlich von Bewohnern des Studentenheims unter dem großem Jubel der Demonstranten entfernt.
Als die vermutlich Rechtsextremen das Haus verließen, kam es der Polizei zufolge daraufhin zu ein kurzem Handgemenge zwischen einzelnen Demonstrationsteilnehmern und den Gegen-Aktivisten. Eine Person wurde dabei verletzt, es wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Am Rande der Demo wurden außerdem Polizisten mit Flaschen beworfen. Im Großen und Ganzen verlief die Demonstration aber friedlich.
US-Botschaft bedankt sich
Die US-Botschaft in Wien dankte schon im Vorfeld in einer Aussendung den Demonstranten "für das Zeichen der Solidarität mit der amerikanischen Zivilgesellschaft". Die friedliche Ausübung des Rechts auf freie Meinungsäußerung sei eines der wichtigsten Freiheitsrechte und eine Österreich und die USA.
"Wir stehen gemeinsam gegen Rassismus und Diskriminierung, nicht nur in den Vereinigten Staaten und Österreich, sondern weltweit. Die Vereinigten Staaten sind nicht perfekt, aber wir stehen immer für freie Meinungsäußerung und Bürgerrechte ein", hieß es in der Stellungnahme der US-Botschaft.
Von der Botschaft setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Votivpark in Bewegung. Auf der Währinger Straße, die von der Polizei aufgrund des großen Andrangs kurzfristig gesperrt worden war, knieten Tausende nieder, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Über dem Demonstrationszug kreiste ein Polizeihubschrauber.
Auch bei der Abschlusskundgebung kam es dann noch zu einer kurzfristigen Störaktion. Die Polizei entfernte einen Mann, der die Redner lautstark beschimpfte, aber umgehend. Zum Ausklang traten unter anderem der Reggae-Musiker Anthony B und die Rapperin Soulcat E-Phife auf.
Maske, aber nur teilweise Abstand
Bei der Demonstration am Freitag trugen die meisten Teilnehmer Mundschutz, Abstände wurden allerdings erneut teilweise nicht eingehalten. Nach Ansicht von Virologen ist die Corona-Ansteckungsgefahr im Freien niedriger als in geschlossenen Räumen.