Anstaltsapotheke im Wiener AKH wird zur größten Europas
Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) wächst derzeit die größte Apotheke Österreichs zur Spitzenreiterin in Europa heran, erklärte ihre Leiterin Martina Anditsch Dienstag vor Journalisten. Mit 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Verteilungsrobotern sorge sie dafür, dass die Krankenhauspatienten "die richtigen Medikamente in der individuell richtigen Dosierung bekommen". Die Apothekerkammer startet eine Imagekampagne für die insgesamt 42 heimischen Anstaltsapotheken.
Auf über 8.000 Quadratmetern in mehreren Stockwerken des AKH Wien werden Medikamente, Verbandsmaterialien und spezielle Ernährungsmittel beschafft, hergestellt, gelagert und den Patienten bereitgestellt, berichtete Anditsch. Die AKH-Apotheke ist die größte Österreichs. Derzeit wird sie aufgestockt und ausgebaut, um schließlich die Größte in Europa zu werden. Die Mitarbeiter verteilen 15.000 Arzneimittelpackungen pro Tag an die Stationen des Spitals. "Knapp 70.000 Krebstherapien und mehr als 40.000 Infusionen werden jährlich patientenindividuell hergestellt", sagte sie.
Krisenzeiten
Für Krisenzeiten habe man bei kritischen Medikamenten für bis zu vier Wochen vorgesorgt, so Anditsch: "Wir sind durch die Covid-19 Pandemie Experten für die Bewältigung von Lieferengpässen geworden". Die Probleme wurden offensichtlich gut gemeistert: "Als zum Beispiel zu Beginn der Pandemie von heute auf morgen keine Desinfektionsmittel mehr erhältlich waren, hat die Apotheke sofort selbst welche produziert", sagte Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des AKH Wien: "Außerdem waren rasch Tests für alle Mitarbeiter und Patienten verfügbar".
Insgesamt gibt es in Österreich 264 Krankenhäuser, 42 davon haben eine eigene Anstaltsapotheke, berichtete Ulrike Mursch-Edlmayr von der Apothekerkammer. "Ohne sie wäre die Qualität unseres Gesundheitssystems nicht aufrechtzuerhalten", meint sie. Als wichtigen Fortschritt in jüngster Zeit nannte sie elektronische Verordnungen und die elektronische Verabreichungsdokumentation.
Nötiges Know-how
"Dadurch haben alle beteiligten Berufsgruppen aktuellen Einblick, was ein Patient als Therapie und Medikation bekommt", erklärte Martina Jeske von der Anstaltsapotheke des Landeskrankenhauses (LKH) Innsbruck. Auch mögliche Probleme und Nebenwirkungen bei der Verabreichung mehrere Medikamente gleichzeitig könne man damit leichter identifizieren. Dies wäre ganz im Sinne der Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bis 2030 die Zahl von arzneimittelbedingten Schäden signifikant zu senken, und bestenfalls "Medikation ohne Schaden" zu erreichen.
Die Expertinnen forderten vom Gesundheitsministerium einen Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in den Spitälern, den es in Österreich noch nicht gäbe, während man im Nachbarland Deutschland schon bei der fünften Version seit 2007 ist. Sie kritisierten, dass es hierzulande derzeit keine ausreichenden rechtlichen Kriterien für Arzneimitteltherapiesicherheit gibt, und es den Pharmazeuten dadurch an juridischer Rückendeckung fehlt.